pts20101209031 Kultur/Lifestyle, Medien/Kommunikation

RTL-Supertalent: Jurorin "menschenverachtend"

Sylvie van der Vaart soll Obdachlosen schlimm beleidigt haben


RTL-Skandal um Obdachlosen Max Bryan. Glaubwürdigkeit des Senders steht auf dem Spiel. Foto: TNN
RTL-Skandal um Obdachlosen Max Bryan. Glaubwürdigkeit des Senders steht auf dem Spiel. Foto: TNN

Köln (pts031/09.12.2010/16:15) Die 4. Supertalent-Staffel hat ihren ersten Skandal. Supertalent-Jurorin Sylvie van der Vaart soll während einer Aufzeichnung für die RTL-Show "Das Supertalent" einen obdachlosen Casting-Kandidaten schwer beleidigt haben, berichtet eine Augenzeugin, die eigenen Angaben zu Folge am 7. August im Wiesbadener Staatstheater unmittelbar hinter der Jury im Publikum saß.

TNN: "Und auch Deine Ausstrahlung ist nichts für die Bühne", soll van der Vaart dem obdachlosen Max Bryan entgegnet haben, als sie aufgerufen war, seinen Auftritt zu bewerten. "Unter Tränen nahm Max sein Urteil entgegen, nachdem er ängstlich sein Lied vorgetragen hatte", beschreibt Giesela F. (47, Name geändert). Und dabei ist es noch gar nicht so lange her, dass Frau van der Vaart in einem Interview mit RTL stolz verkündete, dass "Jeder in dieser Show, egal wie er aussieht, eine Chance bekommt" [Quelle: RTL, Trailer Okt. 2010].

Inzwischen trägt Max Bryan einen dicken Rauschebart, und stark verschmutzte Kleidung, denn Max lebt auf der Straße. Vor neun Monaten verlor er seine Wohnung und findet seitdem auch nichts Neues, wie er selbst in seinem Internet-Tagebuch berichtet. http://www.maxbryan.com

Jury glaubt Obdachlosen kein Wort

Bryan ist vermutlich der erste Obdachlose mit eigenem Laptop und eigener Facebookseite. Vielen ist das unheimlich, so auch der Jury und den Machern der Show, die nämlich glauben ihm "kein Wort", schreibt Bryan in einer Selbsteinschätzung der aktuellen Situation. http://www.facebook.com/notes/max-bryan/8-grad-minus-und-schuhe-geklaut-/173905229294067

"Sie glauben mir meine Geschichte nicht. Sie glauben nicht, dass ich 15 Jahre in einer Dachkammer lebte, und sie glauben nicht, dass ich seit März auf der Straße lebe. Sie haben mich verkauft und verraten, beleidigt und gedemütigt, und ich werde dazu nicht länger schweigen", erklärt Bryan wild entschlossen.

Max hat Schlimmes durchgemacht. 15 Jahre lebte er auf 20qm in einer schmalen Dachkammer, irgendwo im Norden Deutschlands. Seine Psyche habe sich "aufgespalten", in zwei unterschiedliche Personen, "es gibt Max den Sänger und Bryan den Autor, und beide leben im selben Körper", heißt es in seinem Tagebuch. Im Interview spricht er sogar noch von einer dritten Person, die unter der er geboren wurde, aber diese Person sei schon seit Mitte der 90er "tot", "besitzt kein eigenes Leben mehr, es gibt keine sozialen Kontakte", weshalb auch der Kontakt zur Familie abbrach. Mediziner sprechen in solchen Fällen von einer multiplen Person, Menschen mit gespaltener Persönlichkeit.

Der Produzent Grundy und RTL wussten davon, denn Bryan hatte in seiner Supertalent-Bewerbung auf mehr als 25 Seiten ausführlich darüber berichtet und dennoch hat RTL den Kandidaten in die Sendung eingeladen.

Die Augenzeugin berichtet: "Max kam auf die Bühne und schon im ersten Satz, den er sprach, versagte ihm die Stimme. Unter Tränen sprach er vom Verlust seiner Wohnung und dem Leben auf der Straße, und Dieter Bohlen legte den Finger noch in die Wunde, fragte, warum er nicht arbeiten ginge. Er fragte das in einem Ton, der verriet, wie sehr er das Schicksal des Obdachlosen anzweifelte und er las dabei ab", was einmal mehr den Verdacht nahe legt, dass die Zweifel an Bryan´s Geschichte bereits im "Drehbuch" standen.

Angeblich wissen die Juroren nichts von dem Kandidaten, solange er nicht die Bühne betritt. Man kenne nur Namen, Alter und Beruf. Im Fall Max Bryan aber muss die Jury mehr gewusst haben, denn sie war dem Kandidaten "äußerst feindlich gesonnen, in jedem der Worte konnte man das hören", so die Augenzeugin.

Wurde Bryan mit Absicht aus der Sendung entfernt?

Seine Aufnahmen wurden nicht gesendet, "weil RTL nicht das bekam, was sie von Bryan wollten", berichtet ein Insider aus dem näheren Umfeld des Senders. Seiner Aussage zufolge wollte RTL die Lachnummer, "ein angeblich Obdachloser, der gar nicht obdachlos ist, live und vor laufender Kamera wollten sie ihn überführen", aber die Sache ging schief. Max wirkte auf der Bühne dermaßen authentisch, dass keiner in diesem Moment seine Geschichte anzweifelte. Bruce stockte sogar der Atem: "Das ist sehr, sehr schwer für mich, überhaupt ein Urteil zu fällen", und weiter: "Das ist sehr traurig", sagt die selbe Frau, die ihn nach dem Auftritt noch schwer beleidigen wird, Frau Sylvie van der Vaart. Und zwar nicht, weil sie das selbst so fühlte, sondern weil es im Drehbuch stand. Die Editorials hatten Bryan bereits aus der Sendung rausgeschrieben, "er musste ausscheiden, das war eine klare Anweisung", berichtet der Informant, der namentlich nicht genannt werden will.

Seine Aussage deckt sich auch mit dem Statement einer Casting-Verantwortlichen, Astrid F. (Grundy). Sie teilte dem Obdachlosen Max Bryan am Telefon mit, das Schicksal eines Obdachlosen sei einfach nicht unterhaltsam genug, und dies sei nun mal eine Unterhaltungsshow, er solle damit doch lieber zu Spiegel-TV gehen, heißt es in einem Gedächtnisprotokoll des wohnungslosen Max Bryan.

Nun stellt sich natürlich die Frage, weshalb man den Obdachlosen dann überhaupt zur Aufzeichnung der Sendung "Das Supertalent" eingeladen hatte. Wenn das Schicksal eines Obdachlosen doch angeblich nicht in die Sendung passt, warum hatte man ihn dann eingeladen? Warum sollte Max Bryan am 7. August im Wiesbadener Staatstheater vor Dieter Bohlen und der Jury und 1400 Zuschauern singen, wenn es doch angeblich niemanden interessierte?

RTL Supertalent-Macher bleiben Antworten schuldig

Die Antwort auf diese Fragen bleibt RTL bislang schuldig. Eine offizielle Anfrage an die Unternehmenssprecherin Anke Eickmeyer wurde nicht beantwortet, offenbar Usus im Fall Max Bryan, und das kommt nicht von ungefähr. Denn auch in der Anmoderation zum Beitrag von RTL-Explosiv vom 18.10. (Klitschko und der Obdachlose) spricht der Moderator von "angeblich obdachlos", will heißen, der Sender zieht Bryan´s Geschichte durchaus in Zweifel.

Nun ist die Sendung "Das Supertalent" auch dafür bekannt, dass nahezu ausschließlich Leute weiterkommen, die ein schweres Schicksal vorzuweisen haben und es wäre wohl kaum auszudenken, was passieren würde, wenn einer der Kandidaten ein unwahres Schicksal vorgibt, nur um seine Chancen bei der Teilnahme zu erhöhen. Das Format wäre quasi ruiniert.

Im Fall des obdachlosen Max Bryan muss man dennoch umdenken. Zu viele Zeugen, die inzwischen bestätigt haben, was der "Zwangs"-Hamburger derzeit durchmacht. So beispielsweise die Putzfrau, die jeden Morgen um 7.00 Ihr die Tür zu dem Fischrestaurant aufschließt, vor dessen Toren Max Bryan seit 7 Monaten nächtigt. Jeden Morgen weckt sie Max, denn bevor die Touristen kommen, muss er seinen Schlafplatz dort geräumt haben. Oder der Mann von der Brückenreinigung, der ihn jeden Morgen die Brücke raufkommen sieht und "Wolle", ein Leidensgenosse, der das selbe bestätigen kann, "sie alle haben vor laufender Kamera bezeugt, dass Max seit 7 Monaten dort schläft", erklärt ein Sprecher vom Kölner Projekt Office, die den wohnungslosen Bryan derzeit betreuen.

Sogar eine enge Vertraute des Senders, in dem Fall "Dorothee D." (RTL Explosiv), die tagsüber und am 16.10. die Leute von der Fischpfanne (ein Restaurant) befragt hatten, auch sie habe nur "beste Eindrücke" und könne bestätigen, dass alles wohl auch der Wahrheit entspricht, heißt es in einem Schreiben der Kölner Projektagentur an den Sender RTL.

Die Äußerung von Sylvie van der Vaart, jedenfalls, war diskriminierend und diffamierend und wirkt wie ein Schlag ins Gesicht für alle Menschen in Not. Sowohl der Sender, als auch der ausführende Produzent und die Jury sollten sich für diese menschenverachtende Handlungsweise öffentlich entschuldigen.

Sean Quentin Dexter für TeleNewsNet
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