pte20030408038 Medizin/Wellness

Forscher lösen Rätsel um gefährliches Kava

Falsche Verarbeitung brachte Rauschpfeffer schlechten Ruf


Honolulu (pte038/08.04.2003/15:40) Einem Forscherteam der Universität Honolulu ist dem Rätsel um die Probleme mit dem polynesischen Rauschpfeffer, dem so genannten Kava, auf die Spur gekommen. Die falsche Verarbeitung der Produkte habe nach Ansicht der Wissenschaftler zu den vermeintlichen Lebererkrankungen geführt, berichtet der Honolulu Advertiser http://the.honoluluadvertiser.com . Die Extrakte der Pfefferstrauchwurzeln werden in weiten Teilen Polynesiens und Melanesiens seit Jahrtausenden verwendet.

Nach Ansicht des Forschers C.S. Tang, Biochemiker Molekularbiologie am Department of Molecular Biosciences and Bioengineering der University of Hawaii-Manoa wurden für die Kava-Produkte, die in Europa und den USA verkauft wurden, nicht nur die Wurzeln, sondern auch die Blätter und die Stängel der Pfefferpflanze Piper methysticum verwendet. "Die Südsee-Insulaner verwenden für die Zubereitung der Kava nur die getrockneten, zerstoßenen Wurzeln des Strauches. Die Strauchrinde und die Blätter werden nicht genutzt", so der Spezialist. Die Experten seien sich unklar darüber gewesen, warum eine Kulturpflanze mit 2.000-jähriger Geschichte plötzlich zu solch schwerwiegenden Nebenwirkungen führe. Tang hatte mit seinem Forschungsteam bei einem Kava-Händler auf den Fidschi-Inseln erfahren, dass die europäischen Pharmakonzerne auch die Stängel und die Blätter des Strauches gekauft hätten als in den Jahren 2000 und 2001 die Nachfrage nach dem "Südsee-Pfeffer" plötzlich stieg. Kava wirke nämlich als einfaches Sedativum und wurde in erster Linie Menschen mit Schlafstörungen und Frauen während der Menopause empfohlen.

"Wer die traditionelle Zubereitung solcher Naturheilmittel nicht befolgt, kann in schwere Probleme geraten", so der Experte. Kavakonsum und Leberschäden stehen in keiner Relation zueinander, meint Tang. In Europa wurden in erster Linie Kava-Kapseln verabreicht, die allerdings in Deutschland, Singapur, Kanada und in Großbritannien verboten wurden (pte berichtete über das Verbot http://www.pressetext.at/pte.mc?pte=020827015 ). In einem von Tang gemeinsam mit dem Forscher Klaus Dragull und W. Y. Yoshida erstellten Forschungsbericht, der in der Ausgabe des Wissenschaftsmagazins "Phytochemistry" erschienen ist, berichten die Forscher von einem Alkaloid namens Pipermethystine, das in den Blättern und den Rinden der Pflanze gefunden wurde. In der Wurzel der Pflanze selbst, wurde das Alkaloid, das Leberzellkulturen angreift, aber nicht entdeckt. "Das würde erklären, warum bei manchen Menschen Leberschäden aufgetreten sind", so Tang. Während der Hochblüte des Exports der Pflanzen, waren die ungenutzten Pflanzenteile wie Blätter, Stängel und Rinde für die Käufer billig zu erwerben, weil kein traditioneller Insulaner diese brauchte.

Tang erklärte auch, dass die Analysemethoden, die von einigen Unternehmen durchgeführt wurden, nicht eindeutig den Unterschied zwischen den Alkaloiden und dem Wirkstoff Kavalactone feststellen konnten. Daher sei es häufig zu Mißverständnissen gekommen. Tang meint, dass er mit seinem Forschungsteam am richtigen Weg sei, um die Probleme zu erkennen, räumte aber ein, dass es doch noch zu weiteren Ergebnissen kommen werde. Das Verkaufsverbot in Europa und in Singapur hatte der Kava-Industrie zu schweren finanziellen Schäden geführt. Im August 2001 konnten in Hawaii noch Umsätze von monatlich 300.000 Dollar erzielt werden. In den vergangenen 12 Monaten fiel der Verkauf so stark, dass sich für viele Bauern nicht einmal mehr die Ernte lohnte. Deutschland sei vorerst nicht auf der Exportliste. Die Exporteure wollen aber eine Markterschliessung in China voran treiben.

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