pte20030709027 Forschung/Entwicklung, Umwelt/Energie

Wandlungsfähigkeit von Giftalgen entdeckt

Dem Massensterben von Fischen auf der Spur


Bremerhaven (pte027/09.07.2003/15:01) Forschern des Alfred-Wegener-Institut für Polar- und Meeresforschung (AWI) http://www.awi-bremerhaven.de ist es gelungen, dem Geheimnis der Killeralgen auf die Spur zu kommen. Mit Hilfe chemischer Waffen kann die einzellige Alge zur tödlichen Bedrohung für Geißeltierchen und andere Einzeller werden. Ohne Fresskontrolle kann die Alge zu enormen Dichten heranwachsen. Die weiteren Ergebnisse der Untersuchungen sollen zum besseren Verständnis von gefährlichen Algenplagen beitragen, die auch für das Massensterben von Fischen verantwortlich sind.

Die Stoffwechselprodukte der ein hundertstel Millimeter großen Alge Prymnesium parvum sind tödlich für ihre Feinde. Die Alge tötet ihre Feinde durch Gift und frisst die Opfer anschließend auf. "Während in der Regel die Rolle von Konsumenten und ihrem Futter in der Natur klar verteilt ist, dreht die im Wasser schwebende Alge durch den Einsatz chemischer Waffen den Spieß aber einfach um", so Urban Tillmann, Wissenschaftler am AWI. Einzellige Algen dienen normalerweise einer Vielzahl verschiedener Tiere als Futter. Ganze Populationen von Prymnesium parvum können von Räubern wie dem einzelligen Geißeltierchen Oxyrrhis marina binnen weniger Tage vollständig aufgefressen werden. "Wenn die Alge aber ihr Gift produziert, verändert sich die gesamte Situation", führt der Experte aus. Das ins Wasser abgegebene Gift greift die Zellmembran anderer Einzeller an. Dabei verlieren die Zellen zuerst ihre Beweglichkeit und dann ihre Form bis sie schlussendlich völlig zerfallen.

Prymnesium parvum gewinnt ihre Energie aus der Photosynthese, aber sie ist auch in der Lage Nahrungspartikel aufzunehmen. "Ganze Horden von Algen machen sich so über die dreimal größeren Leichen von Oxyrrhis Geißeltierchen her und verzehren sie Stück für Stück." Der Forscher sieht einen doppelten Nutzen in dieser Handlungsweise: die Algen vernichten ihre Fressfeinde und gewinnen aus dem Verzehr der ehemaligen Feinde noch Energie und Nährstoffe für das eigene Wachstum. Unklar ist allerdings noch, unter welchen Bedingungen die Alge ihr Gift produziert. Tillmann nimmt an, dass die Giftproduktion eine Schlüsselrolle bei der Entstehung der gefürchteten Algenblüten spielen. Das Gift der hauptsächlich im Brackwasser vorkommenden, weltweit verbreiteten Alge wirkt auch auf Fische tödlich, sie ist neben anderen giftigen Algen für das Fischsterben verantwortlich.

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