pte20030715020 Umwelt/Energie

Hawaii: Mehr Fischer, weniger Fische

Dramatische Fangeinbußen bei kommerziellen Spezies


Honolulu (pte020/15.07.2003/15:25) Nicht nur im Nordatlantik steht die Fischfang-Industrie vor dem Kollaps. Auch im pazifischen Ozean melden Fischer dramatische Rückgänge der Fangquoten. Besonders betroffen sind die Meeräschen: dort fielen die Fangquoten von 1955 bis 2002 um 91 Prozent. Aber auch andere kommerziell befischte Arten sind um 75 Prozent zurückgegangen, berichtet der Honolulu Advertiser http://thehonoluluadvertiser.com .

"Wir brauchen keine Statistik. Fest steht, dass die küstennahe Fischerei des 50. Bundesstaates in einer schweren Krise steckt", so der Fischer Jack Gushiken. Schuld an der Misere sind verschiedene Faktoren: Zum einen gibt es keine Schonzeiten für die Fische, zum anderen sind die Fangmethoden mit engmaschigeren Netzen immer effektiver geworden. Hinzu kommt noch der Faktor Umweltverschmutzung und Zerstörung der Riffe durch ankernde Boote und Schiffe und kommerzielle Taucher, die mit Harpunen auf Fischfang gehen. Die Entnahme vom immer mehr geschlechtsreifen Fischen drängt viele Spezies an den Rand des Aussterbens. Betroffen von der Abnahme der ökologischen Vielfalt sind aber nicht nur kommerziell gejagte Fischarten wie der Zoologe und Autor zahlreicher Bücher über Fischarten in Hawaii Jack Randall berichtet. "Seit meinem ersten Tauchgang in den 50-er Jahren, bei dem es noch viele Rifffische gab, hat sich viel verändert. In der Zwischenzeit sind Papageienfische zum Beispiel eine Seltenheit geworden", so der Experte.

An der Nordküste von Kauai sind nach Angaben von Gushiken die Folgen der Überfischung am deutlichsten zu spüren. Treibnetze, die hunderte Meter lang sind und über Nacht im Wasser bleiben, sind ein Grund. Ein anderer Grund für die immer geringere Zahl an Fischen sind einfach bessere Fangmethoden und immer mehr Fischer. "Es ist modern geworden Papageienfische in der Nacht mit Speer zu jagen", so Gushiken. "Auch die Preise für große Kunststoffnetze, die als Treibnetze verwendet werden, sind in den vergangenen Jahren immer weiter nach unten gegangen. Der Verlust eines Netzes macht heute nichts mehr aus", so Rick Gaffney, Vorsitzender des West Hawaii Fishery Council. Offensichtlich ist auch, dass die Fische kleiner werden und weniger Eier produzieren als vor 20 oder mehr Jahren, bestätigt Randall. "Eine 71 cm große Stachelmakrele produziert mehr als 80 Mal so viele Eier wie eine 30 Zentimeter große." Deshalb sei es unbedingt notwendig größere Fische zu schützen, denn sie sorgen für den Erhalt der Spezies, erklärt der Experte.

Die staatliche Division of Aquatic Researches, die Agentur, die für die Ressourcen des Meeres verantwortlich ist, wird demnächst strengere Vorschriften erlassen, die die Ausbeutung der Küstengewässer verhindern soll. Beschränkungen der Netzgrößen, Einrichtung von Schutzzonen und saisonale Fangverbote sollen die Fischbestände retten, erklärt die Meeresbiologin Kimberly Lowe, die das Programm betreuen soll. Einig sind sich die Umweltschützer und Fischer über den Umfang der Maßnahmen aber nicht. Während die einen die Abschaffung der Treibnetze fordern, sehen die Fischer die Errichtung von Schutzzonen als Angriff auf das Recht der freien Entnahme der natürlichen Ressourcen des Meeres. Sicher ist für die Experten aber nur eines: Rasch zu handeln.

(Ende)
Aussender: pressetext.austria
Ansprechpartner: Wolfgang Weitlaner
Tel.: +43-1-81140-307
E-Mail: weitlaner@pressetext.at
|