pte20030910024 Politik/Recht, Handel/Dienstleistungen

Dritte Welt leidet unter EU-Handelsschranken

Alarmierender Bericht zum WTO-Treffen in Cancun


Brüssel (pte024/10.09.2003/15:15) Nach einer Studie des in Brüssel ansässigen Centre for the New Europe (CNE) http://www.cne.org/ haben die Handelsschranken der EU für die Menschen in den Entwicklungsländern verheerende Auswirkungen. "Jeden Tag sterben weltweit 6.600 Menschen infolge der Handelsbestimmungen der EU. Dies entspricht 275 Menschen pro Stunde. Alle 13 Sekunden stirbt irgendwo ein Mensch, vor allem in Afrika, weil die Europäische Union die in Aussicht gestellten Erleichterungen nicht in die Tat umsetzt", sagte Hardy Bouillon, Head of Academic Affairs des CNE, anlässlich des Ministertreffens der WTO in Cancun.

"Wenn Afrika seinen Anteil am Welthandel um nur ein Prozent vergrößern könnte, wüchsen seine Einnahmen jährlich um mehr als 70 Mrd. Euro; genug, um 128 Mio. Menschen aus der gröbsten Armut herauszuführen. Die EU-Handelsschranken bremsen somit Afrikas Bemühungen um Handelswachstum und überlassen viele Länder des afrikanischen Kontinents der Armut", kritisiert Bouillon. Wenn die ärmsten Länder ihren Anteil am weltweiten Export um fünf Prozent erhöhen könnten, würden sie ihre Einnahmen um 360 Mrd. Euro steigern und damit Mio. Menschen aus der Armut befreien können. "Die Handelsschranken der EU sind mehr als ein lästiges Hindernis. Der fehlende Zugang zum europäischen Markt, und damit zum reichsten Markt der Welt überhaupt, bremst die Entwicklung der ärmsten Länder dieser Welt. Auf diese Weise sind Mio. Menschen zum Leben in Armut oder gar zum Sterben verurteilt. Diese Studie zeigt in einzigartiger Weise, welche Kosten für Afrika aus dem EU-Protektionismus erwachsen", erklärt Bouillon.

Durch die Marktöffnung von Ländern wie Japan, Hongkong oder Südkorea wuchs das Investitionsvolumen in diesen Ländern rasch an und brachte ihnen einen enormen Schub beim Ausbau einer breitgefächerten Industrie. Das Gleiche könnte nach Ansicht des CNE in den ärmsten aller Länder geschehen. Denn dort gibt es eine Agrar- und Textilproduktion, die rasch ausgebaut werden könnte: "Diese Möglichkeit bleibt den meisten dieser Länder verwehrt. Die vier wichtigsten Handelsblöcke - die Europäische Union, die USA, Japan und Kanada, verfügen über 75 Prozent des weltweiten Exports. Sie sind die natürlichen Bestimmungsorte für die Exporte aus den armen Ländern. Doch während die führenden Handelsnationen ihre Gespräche über Handelserleichterungen unendlich lang fortsetzen, bleiben ihre Binnenmärkte für die Agrar- und Textilprodukte der Entwicklungsländer unbarmherzig verschlossen", führte Bouillon aus.

Der bei weitem reichste Protektionist sei dabei die Europäische Union. Obwohl die EU moderate Industriezölle habe (fünf Prozent), würden ihre Agrarzölle weitaus stärker zu Buche schlagen. Durchschnittlich bei 20 Prozent angesiedelt, könnten sie für bestimmte Produkte sogar bei 250 Prozent liegen. "So müssen bolivianische Produzenten mit einem 46-prozentigen Aufschlag auf ihre Hühnchen rechnen, für ihren Orangensaft liegt der Zoll bei 34 Prozent. Für Textilien gibt es meist sehr strenge Quoten. Nur für relativ unbedeutende Produkte wie Schirme oder Fallschirme wurden sie aufgehoben. Doch den Billigtextilien aus den Entwicklungsländen hat sich der EU-Markt kaum geöffnet", so Bouillon.

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