pte20040331023 Forschung/Entwicklung, Medizin/Wellness

Sprachgen lässt Vögel singen und Menschen plaudern

Max-Planck-Forscher finden nahezu identische Version des FOXP2-Gens


Berlin (pte023/31.03.2004/12:00) Berliner Max-Planck-Wissenschaftler haben gemeinsam mit Forschern der amerikanischen Duke University das Sprachgen auch bei Zebrafinken nachweisen können. Das so genannte FOXP2-Gen, dessen Mutation beim Menschen zu einem spezifischen Sprachproblem führt, spielt offensichtlich bei Zebrafinken eine wesentliche Rolle beim Lernen von Gesängen. Die Ergebnisse der Forschungsarbeit sind in der jüngsten Ausgabe des Fachmagazins Journal of Neuroscience http://www.jneurosci.org erschienen.

Mutationen des FOXP2-Gens führen bei Menschen zu Artikulationsstörungen sowie zu Problemen mit dem Sprachverständnis. Offensichtlich besitzt dieses Gen eine zentrale Funktion bei der Entwicklung der Sprachfähigkeit. Die Neurobiologen konnten nun zeigen, dass auch beim von Gesangslernen Vögeln FOXP2 eine Schlüsselrolle spielt: Die Wissenschaftler entdeckten eine nahezu identische Version dieses Gens und konnten anschließend das entsprechende Protein in genau jenen Hirnregionen nachweisen, die maßgeblich am Gesangslernen beteiligt sind.

Bereits 2002 hatte eine Arbeitsgruppe um Svante Päaboo vom Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie in Leipzig die DNA-Sequenz des intakten FOXP2-Gens beim Menschen mit der Sequenz von Menschenaffen sowie Mäusen verglichen. Dabei fanden die Wissenschaftler heraus, dass das menschliche FOXP2-Gen eine ganz spezifische Sequenzvariation aufweist, die sie bei den anderen Spezies nicht nachweisen konnten. Die Forscher nehmen an, dass diese geringfügige Änderung im Zuge der Evolution eine ganze Kette von weiteren Änderungen nach sich gezogen haben könnte, da das Gen auch eine "Bauanleitung" für einen Transkriptionsfaktor bereitstellt. Die Forscher fanden Hinweise dafür, dass die menschliche Form von FOXP2 für seinen Träger vorteilhaft gewesen sein muss und daher vermutlich maßgeblich mit der Entwicklung der menschlichen Sprache verknüpft ist, berichtet die Max-Planck-Gesellschaft http://www.mpg.de .

Im Gegensatz zu Mäusen und Menschenaffen lernen zahlreiche Vogelarten ihre Gesangsmuster ähnlich wie Menschen das Sprechen. Forschungsleiterin Constance Scharff vom Max-Planck-Institut für molekulare Genetik http://www.molgen.mpg.de wollte daher herausfinden, ob die beim Menschen gefundene Sequenzvariation in FOXP2 auch bei Gesang lernenden Vögeln existiert. Dabei kam sie zum Ergebnis, dass das FoxP2-Gen beim Zebrafinken dem des Menschen sehr ähnelt, allerdings nicht die beim Menschen gefundenen charakteristischen Sequenzvariationen aufweist.

"Offensichtlich ist diese Veränderung nicht zwingend erforderlich für das Gesangslernen, zumindest nicht bei Vögeln oder es gibt eine andere Variation im Singvogel-Gen, die dazu geführt hat, dass diese Fähigkeit entwickelt wurde ", so Scharff. In Zusammenarbeit mit den Leipziger Wissenschaftlern will die Forscherin herausfinden, ob ein Sequenzvergleich zwischen dem FOXP2-Gen von Gesang lernenden und nicht lernenden Arten Unterschiede zu Tage fördert, analog zu denen zwischen Mensch und Schimpanse.

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