pte20040723012 Umwelt/Energie, Forschung/Entwicklung

Klimaänderung stört auch Leben der Tiefsee

Erwärmung lässt Spezies verschwinden


La Jolla/Kalifornien (pte012/23.07.2004/10:56) Dass auch die Tiefen der Ozeane wegen der Klimaänderung auf der Erdoberfläche zunehmend unter Druck geraten, haben Wissenschaftler der Scripps Institution of Oceanography in La Jolla/Kalifornien nun nachgewiesen. Demnach reagieren die Lebewesen am Meeresgrund extrem empfindlich auf Temperaturschwankungen, berichten die Wissenschaftler in der jüngsten Ausgabe des Wissenschaftsmagazins Science http://www.sciencemag.org .

Bisher, haben Wissenschaftler angenommen, sei das Leben in Tiefen von 4.000 Metern und darunter von der Veränderung des Oberflächenklimas verschont geblieben. Bodenproben und Messungen von organischem Material in Tiefen von 4.100 Metern haben aber gezeigt, dass sich Temperaturänderungen des El Nino auf den Rhythmus des Tiefseelebens extrem auswirken. Das Team um Henry Ruhl hat festgestellt, dass sich die gesamte Verteilung der Arten je nach Temperatur verändert. Die meisten Tiere ernähren sich vom so genannten organischen Regen, das sind abgestorbene organische Partikel, die zu Boden sinken.

Offensichtlich fiel den Forschern auf, dass gewisse Arten von Seegurken, das sind jene Tiere, die die vorherrschenden Spezies am Meeresgrund sind, mit den unterschiedlichen Temperaturen kamen und wieder verschwanden. In Zeiten vor dem El Nino war Nahrung in diesen Tiefen relativ knapp und gewisse Seegurken waren häufig anzutreffen. Während des El Nino fiel wesentlich mehr organisches Material zu Boden und die Art verschwand fast gänzlich. Umgekehrt fiel auf, dass weiße Seegurken, die vor dem El Nino sehr selten anzutreffen waren, plötzlich häufig auftraten.

Die Arbeit zeige, dass auch die Tiefsee trotz der Berge von Wasser darüber von Klimaänderungen nicht verschont bleibe und dass die Veränderungen dort ebenso wirken wie in den flachen Gewässern und an der Erdoberfläche, meint Ruhl. Kritik erntet Ruhl allerdings vom Tiefseebiologen Ron Kaufmann von der Universität von San Diego, der die Arbeit zwar als solide bezeichnet, allerdings kritisiert, dass es sich eher um Korrelationen des Klimageschehens handle als um Beweise. "Die Wahrheit ist, dass die tatsächliche Verknüpfung noch nicht vollständig hergestellt werden konnte", meint Kaufmann, der einräumt, dass die Tiefsee sehr wohl ein äußerst fragiles Ökosystem darstellt, es aber viel zu wenig Daten darüber gebe. "Für die meisten Menschen gibt es dort unten nur ein paar Steine, Würmer und Schmutz", so Kaufmann.

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