pte20040729017 Forschung/Entwicklung, Medizin/Wellness

Krebs-Entwicklungsgen entschlüsselt

RAD51 steuert Reparatur des genetischen Materials bei der Vererbung


Köln (pte017/29.07.2004/10:58) Ein internationales Wissenschaftsteam hat ein wichtiges Entwicklungsgen entschlüsselt, das bei höheren Tieren an der Krebsentstehung beteiligt ist. Das Gen namens RAD51 wurde in der Modellpflanze Ackerschmalwand (Arabidopsis thaliana) identifiziert. Es ist wichtig für die Rekombination und Reparatur des genetischen Materials bei der Vererbung, berichtet das Max Planck-Institut für Züchtungsforschung http://www.mpg.de , das an dem Projekt beteiligt war. Beim Menschen könnte eine Störung dieses Prozesses zu Unfruchtbarkeit, Fehlgeburten oder Geburtsfehlern führen.

Die Forscher des Max-Planck-Instituts und der Penn State University gehen davon aus, dass RAD51 eine Schlüsselrolle bei der Produktion von Spermien und Eizellen spielt und für die Verhinderung von Krebs von Bedeutung ist. Trotz intensiver Forschungstätigkeiten ist die Entstehung von Krebs ein noch immer weitgehend unverstandener Prozess. Die jüngsten Untersuchungen der Experten sind dahin gehend, in der Stabilität bzw. Instabilität des Genoms eine mögliche Krebsursache zu finden. Die Stabilität des Genoms wird jedoch von einer Vielzahl von Mechanismen kontrolliert: Einer davon ist die so genannte "homologe Rekombination", ein Mechanismus, der die fehlerfreie Reparatur von Schäden des Genoms erlaubt und bei dem das Gen RAD51 eine zentrale Rolle spielt, berichten die Forscher im Wissenschaftsmagazins Proceedings of the National Academy of Sciences http://www.pnas.org .

RAD51 scheint außerdem in tierischen Organismen mit Mechanismen verzahnt zu sein, die den Zellzyklus kontrollieren und daher in engem Zusammenhang mit der Krebsentstehung stehen. Doch das Gen konnte man bisher in höheren Tieren nicht untersuchen, da seine Funktion in diesen Organismen lebensnotwendig ist. Zellen, in denen dieses Gen defekt ist, sterben sofort. Dem Wissenschaftsteam ist es aber gelungen, Pflanzen zu untersuchen, bei denen das RAD51-Gen zerstört wurde. Zum Erstaunen der Forscher blieben diese Pflanzen weiterhin vollkommen lebensfähig und wuchsen genauso schnell und kräftig wie Pflanzen, in denen das Gen weiter intakt war. Dies legt nahe, dass die wichtige Rolle von RAD51 für die Qualitätssicherung des Genoms bei Pflanzen nicht existiert. Ähnliche Untersuchungen an den Modellorganismen, dem Wurm C. elegans und der Fruchtfliege Drosophila, geben Grund zur Annahme, dass RAD51 seine Bedeutung für die Genomstabilität erst in höheren Tieren erworben hat.

Allerdings weist auch die Ackerschmalwand, deren RAD51 nicht intakt ist, ein Problem auf: Sie ist steril und kann keine Samen bilden. Der Defekt betrifft sowohl männliche als auch weibliche Keimzellen und scheint daher von grundlegender Bedeutung für die Bildung von Nachkommen zu sein.

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