pte20040918003 Kultur/Lifestyle

Lolita-Boom Ausdruck des japanischen Zeitgeistes

Baby-Outfit junger Frauen als mögliches gesellschaftliches Statement


Tokio (pte003/18.09.2004/10:10) Der Lolita-Boom hat eine Subkultur Japans zum bürgerlichen Modetrend werden lassen, berichtet das Wall Street Journal http://www.wsj.com . Das Outfit: Junge Frauen tragen im Alltag Puppen-ähnliche Kostüme. Über mögliche Aussagen dieses Kleidungsstils ist sich niemand so wirklich sicher. Die japanischen Lolitas beharren auf der Tatsache, auf keinen Fall der Männerwelt gefallen zu wollen. Auf der anderen Seite meinen dieselben, so bewundernswert wie möglich sein zu wollen. Der Lolita-Kult findet in Japan natürlich auch Entsprechung in Boutiquen, Büchern und mittlerweile auch in einem Film. Das Aushängeschild in der Geschäftslandschaft der Lolita-Bewegung ist die Boutiquen-Kette "Baby, the Stars Shine Bright" http://www.babyssb.co.jp , die Lolita-Bekleidung im ganzen Land verkaufen.

Bei der Aussagekraft der Lolita-Bewegung und wofür sie stehen scheiden sich die Geister. Ein Ansatz besagt, dass der Lolita-Look ein Zeichen der Angst in Japan ist, in einer Nation, die beherrscht wird von wirtschaftlicher Unsicherheit seit den frühen 90er-Jahren. Durch den Baby-Kleidungsstil würden sie der "sorgenfreien Zeit" der Kindheit nachtrauern. Das auffällige Outfit sei auch ein Zeichen des Aufbegehrens. Japanische Jugendliche gelten als weniger konformistisch als deren Eltern und das Anders-Sein sei sehr wichtig für sie.

Anhänger des Lolita-Kults treffen sich auch auf öffentlichen Plätzen, halten sich an den Händen und lutschen Lollipops. Der Look hat in Japan seinen Ursprung vor 30 Jahren und hat seit damals immer wieder Höhepunkte erlebt. Der aktuelle gilt als besonders intensiv. Die Wirtschaft hat diesen Trend erkannt und verkauft spezielle Lolita-Bekleidung zu dementsprechenden Preisen. Bei Baby, the Stars Shine Bright kostet ein Kleid mehr als 200 Dollar.

Viele der Lolitas führen ein Doppelleben. Sie tragen reguläre Kleidung beim Arbeiten oder in der Schule. In ihrer Freizeit schlüpfen sie dann in ihre speziellen Kostüme. Japanische Männer erachten den Lolita-Look von vornherein nicht als "sexy". Diese Annahme kann aufgrund des Stellenwerts des "Kleinen-Mädchen-Looks" in der japanischen Sex-Industrie durchaus entstehen, wo vor allem die Schuluniform einen besonderen Platz einnimmt. Bis dato hat der Lolita-Look jedoch noch nicht Eingang in Männer-Magazine und in Pornographie gefunden.

(Ende)
Aussender: pressetext.austria
Ansprechpartner: Franz Ramerstorfer
Tel.: ++43/1/81140-314
E-Mail: ramerstorfer@pressetext.at
|