pte20050209044 Umwelt/Energie, Politik/Recht

EU-Lebensmittelsicherheitsbehörde: Ja zur Gentechnik

Umweltorganisationen erheben schwere Vorwürfe wegen Parteinahme


Brüssel/Wien (pte044/09.02.2005/15:36) Schwere Vorwürfe gegen die Haltung der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) erheben die beiden Umweltorganisationen Friends of Earth und Global 2000 http://www.global2000.at . In einem aktuellen Bericht werfen die Umweltorganisationen der EFSA deren konstante Parteinahme für die Interessen der Biotech-Industrie vor. Die Gutachten der EFSA werden von der EU-Kommission als Grundlage für die Zulassung von gentechnisch veränderten Organismen (GVO) verwendet. Mit Hilfe der Behörde wurde auch die Aufhebung des Gentech-Moratoriums begründet, so die Umweltgruppen.

Der Bericht "Throwing Caution to the Wind" ist die erste umfassende kritische Analyse über die Arbeit der EFSA. Der Bericht zeigt unter anderem die Nähe der EFSA zur Industrie auf. "Alle zwölf bisher von der EFSA verfassten Gutachten über GVO fielen zugunsten der Biotech-Industrie aus. Kritische Stimmen werden zwar angehört, spielen jedoch keine Rolle in den Konsultationsverfahren", so Werner Müller, Gentechnikexperte von Global 2000 zu pressetext. Einige der EFSA-Mitglieder haben direkte oder indirekte Verbindungen zur Biotech-Industrie und treten zum Beispiel in einem Informationsvideo der Biotech-Industrie auf, so Müller.

Auch durch widersprüchliche Gutachten zu GVO verliert die EFSA ihre Glaubwürdigkeit, so die Studie. So empfahl die EFSA, dass gentechnisch veränderte Organismen mit einem Resistenzmarker-Gen für das Antibiotikum Ampizillin nicht kommerziell angebaut werden sollen. Österreich hat gegen den Gen-Mais Bt176, der dieses Gen enthält, ein Importverbot erlassen. In einem späteren Gutachten allerdings wies die EFSA die österreichische Begründung für die Aufrechterhaltung des Importverbotes zurück. Denn laut EFSA soll das Verbot für Genpflanzen, die das Resistenzmarker-Gen für das Antibiotikum Ampizillin enthalten, nur für zukünftige Genpflanzen, jedoch nicht für bereits zugelassene gelten. "Ein solches Vorgehen hat mit Wissenschaftlichkeit nichts zu tun und ist als reines Zugeständnis an die Biotech-Industrie zu werten", meint Müller. Zusätzlich schiebt die EFSA kontinuierlich Hinweise auf mögliche gesundheitliche Schäden von GVO beiseite, selbst dann, wenn Bedenken von den wissenschaftlichen Ausschüssen der Mitgliedstaaten geäußert werden. Die Mängel bei der Risikobewertung von Gentech-Pflanzen seien immanent.

Ein Beispiel dafür ist der Genmais Mon863, über den Ende 2004 abgestimmt worden ist. "Um den Schutz der europäischen Bevölkerung vor Lebensmittelskandalen wie BSE zu gewährleisten, muss die Behörde EFSA dringend reformiert werden. In den Gremien muss eine echte Unabhängigkeit der Wissenschaftler sichergestellt werden. Kritische Stimmen müssen in die Gutachten einbezogen werden", fordert Müller. Das Urteil über das erste Jahr EFSA falle dementsprechend nüchtern aus, so die Umweltgruppen.

Der Bericht "One Year EFSA" kann unter http://www.foeeurope.org bezogen werden.

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