pte20050804035 Medizin/Wellness, Forschung/Entwicklung

Vogelgrippe könnte Mio. Menschenleben fordern

Gefahr einer weltweit tödlichen Erkrankung groß


London/Washington (pte035/04.08.2005/12:49) Es ist zwar nur ein Modell, aber die Ergebnisse sind schockierend: Wenn sich die Vogelgrippeerreger zu einer Form mutieren, die eine Ansteckung von Mensch zu Mensch ermöglicht, reicht eine Infektion von 40 Menschen aus, um den gesamten Erdball zum "Schlachtfeld" zu machen. Innerhalb eines Jahres würde die Hälfte der Erdbevölkerung infiziert sein. Die Todesrate würde bei 50 Prozent liegen, berichtet das Wissenschaftsmagazin New Scientist http://www.newscientist.com . Zwei Studien, die nun in den Wissenschaftsmagazinen Science http://www.sciencemag.org und Nature http://www.nature.com veröffentlicht wurden, kommen mehr oder weniger zum selben Ergebnis.

In der kritischen Zeit, innerhalb der ersten drei Wochen nach einem solchen Ausbruch, müssten sofort Handlungen gesetzt werden. Dann könnte die Infektion innerhalb der folgenden zwei Monate auf weniger als 100 Personen beschränkt bleiben. Zu den notwendigen Schritten zählt etwa eine rasche Verteilung vom Medikament Oseltamivir (Tamiflu). "Würde es heute zu einem solchen Ausbruch kommen, wären die Folgen verheerend", so Neil Ferguson vom Imperial College, der eine der beiden Studien durchgeführt hat. Die Untersuchungen beleuchten noch einmal den Verbreitungsweg der bisher tödlichsten Influenza-Seuche, die 1918 mehr Menschenleben forderte als der ganze Erste Weltkrieg. Beide Studienergebnisse kommen auch zum Ergebnis, dass die Vorbereitungen bisher weit davon entfernt sind, einen globalen Ausbruch zu verhindern.

Fergusons Studie im Fachmagazin Nature zeichnet das Szenario eines Ausbruchs der Erkrankung unter 85 Mio. Thailändern aus, Ira Longinis Studie im Science-Magazin von einem Ausbruch der 500.000 Einwohner-Region von Nang Rong. Die beiden Forscherteams haben hunderte verschiedene Szenarien durchgespielt und kommen zum Schluss, dass es nötig sei, mindestens drei Mio. Einheiten von Tamiflu für einen sofortigen Einsatz seitens der WHO bereit zu haben. Ein weiterer wichtiger Schritt wäre die Einrichtung eines Frühwarnsystems in den Risikogebieten Ostasiens, die eine schnelle Identifizierung des Virus ermöglicht. Innerhalb von 21 Tagen und ehe 40 Menschen infiziert sind, muss das Virus nämlich identifiziert sein, um eine weitere Ausbreitung zu verhindern.

Die Frage, ob sich das Medikament im Falle einer Mutation des Erregers überhaupt eignet, bleibt nach Ansicht der Forscher offen. Unklar ist natürlich auch, wie groß die Reproduktionsrate des neu entstandenen Virus ist. Die Tatsache sei letztlich entscheidend dafür, wie gefährlich es sei. Die beiden Studienleiter haben diese Reproduktionsnummer bewusst hoch angesetzt, bestätigen sie gegenüber New Scientist.

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