pte20050905043 Umwelt/Energie, Forschung/Entwicklung

Nur Biodiversität kann Menschen retten

UN-Millennium-Goal nur mit effektivem Umweltschutz möglich


New York/Galway/Wien (pte043/05.09.2005/16:27) Einer der Schlüsselvorgaben im so genannten Millennium-Goal http://www.un.org/millenniumgoals ist die Halbierung der Armut auf der Erde. Experten sind in einer Studie des World Resources Institute WRI http://www.wri.org erneut zum Schluss gekommen, dass dies nur erreicht werden kann, wenn die Artenvielfalt - die Biodiversität - erhalten bleibt. Zu ähnlichen Ergebnissen sind Wissenschaftler auch bei der Conference of Health and Biodiversity COHAB in Galway/Irland http://www.cohab2005.com gekommen. Sie meinen, dass nur die Einhaltung von Grenzen eine Ausbreitung gefährlicher Krankheiten verhindern kann. Das gelte für Krankheiten wie SARS, HIV und die Vogelgrippe.

Zwei Tatsachen stören in diesem System: einerseits wächst der Handel mit Tieren, andererseits dringen Menschen immer weiter in bisher unberührte Regionen vor. Unter den gegebenen Bedingungen können die Ziele des Millennium-Goal nicht erreicht werden, fürchten die Experten. Das UN-Millennium-Ziel sollte die Armut des Planeten Erde bis 2015 um die Hälfte reduzieren und gefährliche Erkrankungen wie Malaria oder Aids zurückzudrängen. Es gibt zahlreiche Beweise dafür, dass eine direkte Verbindung zwischen der Artenvielfalt und der menschlichen Gesundheit existiert, so die Wissenschaftler.

Der Bericht "World Resources 2005" kritisiert, dass in der Bekämpfung der Armut wesentliche Punkte nicht untersucht wurden: Der Fokus liegt immer auf der direkten Unterstützung. Komplexe Aufgaben wie die Umwelt wurden sehr häufig außer Acht gelassen. "Wenn wir die Schlüsselverbindungen zwischen Armut und der Umwelt herstellen, wird es unmöglich sein, dieses Ziel der Armutsbekämpfung zu erreichen, zeigt sich Jonathan Lash, Präsident des WRI überzeugt. 75 Prozent der Armen der Welt leben auf dem Land und sind in höchstem Maß abhängig von den natürlichen Ressourcen. Fünf Beispiele aus verschiedenen Ländern machten deutlich, dass dies die einzige Möglichkeit ist, der Armut zu entkommen.

In Namibia haben Kommunen die Erlaubnis erhalten, selbst über den Tierschutz zu bestimmen. In der Folge waren die Einkünfte aus dem Tourimus wesentlich höher. Die Zahl der frei lebenden Tiere erhöhte sich ebenfalls. Im Maharashtra-State in Indien hat ein besseres Wasser-Management dazu geführt, dass die Abhängigkeit von zugeliefertem Trinkwasser deutlich abgenommen hat. Die lokale Bevölkerung hatte Bäume gepflanzt und damit die Versteppung verhindert. In Nord-Tansania hatte die Veränderung der Landbaumethode dazu geführt, dass die Ernährungsgewohnheiten besser geworden sind. Zudem ist die Biodiversität deutlich gestiegen. Auf zahlreichen indonesischen Inseln hatten Dörfer die Hoheit über Waldregionen erhalten. Sie kontrollierten den illegalen Holzeinschlag. In der Folge konnte die Zahl der Fische in den Bächen erhöht werden. In Fidschi wurden Dorfbewohner dazu angehalten sorgsam mit Muscheln und Schnecken umzugehen und nicht mehr zu fischen als notwendig ist. Dadurch konnte die Zahl der Tiere wieder ansteigen.

"Biodiversität ist absolut notwendig", meint Georg Grabherr vom Institut für Ökologie und Naturschutz an der Universität Wien http://www.univie.ac.at/pph im pressetext-Interview. Es gehe darum, die Vielfalt des Genpools aufrecht zu erhalten. "Wenn ein Organismus wegfällt, muss ein anderes Lebewesen seinen Platz einnehmen. Forscher nennen dies Versicherungsprinzip". Dies sei allerdings nur dann notwendig, wenn das Genpool groß genug ist", so Grabherr, der Leiter des Department für Naturschutz, Vegetation und Landschaftsökologie ist. Menschen sollten die Vielfalt intelligent nutzen. "Gesunde Ökosysteme sorgen dafür, dass es ökologische Dienstleistungen gibt. Dazu gehört zum Beispiel die Verhinderung der Bodenerosion."

Wissenschaftler fordern immer wieder, ein "Hände-Weg-Prinzip" vor Regionen, die bisher schlecht erforscht sind - wie etwa die Tropen oder die Tiefsee. Es sei für die Wissenschaft verheerend, dass Arten sterben, die bisher noch nie beschrieben wurden. Grabherr schätzt, dass den rund 1,7 Mio. Tier- und Pflanzenarten, die bisher beschrieben wurden, mindestens zehn Mio. Arten, die unbekannt sind, entgegenstehen. Zu den großen Unbekannten zählen neben Tieren am Korallenriff auch Mikroben wie Bakterien und niedere Pilze.

(Ende)
Aussender: pressetext.austria
Ansprechpartner: Wolfgang Weitlaner
Tel.: +43-1-811 40-307
E-Mail: weitlaner@pressetext.com
|