pte20050908021 Unternehmen/Wirtschaft, Politik/Recht

15 Prozent mehr Insolvenzfälle in Deutschland

Zahl der Privatkonkurse steigt rasant an


Wiesbaden (pte021/08.09.2005/10:47) Das Statistische Bundesamt http://www.destatis.de/ meldet für das erste Halbjahr 2005 über 65.000 Insolvenzfälle, das sind 15 Prozent mehr als im Vorjahr. Die Anzahl der "anderen Schuldner", also der Insolvenzfälle, die keine Unternehmen betreffen, steigt seit Jahren rasant an, im Vergleich zum ersten Halbjahr 2004 ist die Zahl der Insolvenzen von Verbrauchen, ehemals Selbstständigen, Gesellschaftern größerer Unternehmen und Nachlassinsolvenzen um über 25 Prozent gestiegen. "Wir beobachten den Anstieg seit 2002, als das neue Insolvenzgesetz in Kraft getreten ist. Seither können "andere Schuldner" die Verfahrenskosten stunden und die so genannte Wohlverhaltensperiode wurde von sieben auf sechs Jahre verkürzt", erklärt Wilfried Brust, Mitarbeiter der Insolvenzstatistik, gegenüber pressetext.

Die Anzahl der Unternehmensinsolvenzen ist im ersten Halbjahr 2005 um knappe vier Prozent zurückgegangen. Die Branchen, in denen es die meisten Unternehmensinsolvenzen gab, sind das Baugewerbe, das Grundstücks- und Wohnungswesen, und der Handel sowie die Instandhaltung und Reparatur von Kfz und anderen Gütern. In diesen Branchen ist die Anzahl durchwegs gesunken, der stärkste Rückgang wurde in der Land- und Forstwirtschaft mit 14 Prozent verzeichnet, gefolgt vom verarbeitenden Gewerbe mit zwölf Prozent. "Die meisten Insolvenzen gibt es bei Personen- und Kapitalgesellschaften, die Anzahl ist allerdings zurückgegangen. Im Bereich der Einzelunternehmen, der freien Dienstnehmer und des Kleingewerbes ist die Anzahl um sechs Prozent gestiegen", so Brust.

Regional lassen sich keine großen Trends ablesen, die Anzahl der Verfahren ist unter anderem in Bremen, Niedersachsen, Thüringen und im Saarland angestiegen. "Vermutlich liegt der Anstieg auch daran, dass ältere Fälle erst jetzt bearbeitet werden, da die Gerichtsferien in den Bundesländern unterschiedlich sind", sagt Brust im Gespräch mit pressetext. Die offenen Forderungen der Gläubiger haben sich in den ersten sechs Monaten dieses Jahres auf insgesamt 18,3 Mrd. Euro belaufen und liegen damit fast acht Prozent unter denen des Vorjahres. Rund 60 Prozent der Forderungen betreffen nach Angaben der Gerichte Unternehmen.

Von den mehr als 46.000 Insolvenzfällen, die keine Unternehmen betreffen, sind rund 31.000 Privatkonkurse. "Diese Zahl wird auch weiterhin ansteigen, da sich der Trend seit der Gesetzesänderung fortsetzen wird", meint Brust. Drei Mio. Haushalte sind in Deutschland überschuldet, so das Statistische Bundesamt. Im Jahr 2001, als das neue Insolvenzgesetz noch nicht in Kraft war, haben die Gerichte rund 17.000 Verbraucherinsolvenzen registriert, 2002 waren es schon fast 22.000 Fälle und 2003 ist die Anzahl wieder um rund 11.000 Fälle gestiegen. Im vergangenen Jahr sind fast 50.000 Haushalte in Konkurs gegangen. "Trotz der Gesetzesänderung wird nicht jedes Verbraucherinsolvenzverfahren von den Gerichten genehmigt. Wie viele Privatpersonen ein Verfahren beantragen, ist nicht bekannt, aber wir bereiten eine Schuldnerberatungsstatistik vor", so Brust abschließend.

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