pte20051028005 Medien/Kommunikation, Technologie/Digitalisierung

Fernsehen als Breitbandhoffnung

Personalisierung des TV-Konsums und innovative Geschäftsmodelle gefragt


München (pte005/28.10.2005/06:40) Triple-Play ist das neue Zauberwort in Sachen Breitband. Telefonie, Internet und Fernsehen über eine einzige Infrastruktur soll Schwung in die Breitband-Entwicklung bringen. Schwung, den Deutschland bitter nötig hat. Das Land hinkt mit einer Marktdurchdringung von nur 18 Prozent (Ende 2004) trotz Breitbandschub im ersten Halbjahr nach wie vor im internationalen Vergleich hinterher, wie aus der aktuellen Studie "Breitbandzukunft in Deutschland" von Mercer Management Consulting http://www.mercermc.de hervorgeht. Fernsehen ist demnach der Hoffnungsträger am Breitbandmarkt. Allerdings sieht es vor allem beim TV-Content via Internet eher traurig aus. Außer Video-on-demand (VOD) gibt es derzeit keinen anderen TV-Dienst der Breitband erfordert, heißt es in der Studie. Sollten die Festnetzbetreiber, Onlinedienste und Fernsehsender nicht kooperieren, könnte es in Sachen Breitbandschub beim Hoffen bleiben.

Alexander Mogg, Medienexperte bei Mercer Management Consulting, sieht im Gespräch mit pressetext VOD-Dienste lediglich als "Initialzündung" neuer Inhalte und Anwendungen in der Breitbandwelt. "Die TV-Konsumenten sind bei über 40 Kanälen mit Unterhaltung versorgt", so Mogg. VOD und TV-Streaming über DSL hat daher nur einen "begrenzten Value". Soll Breitband-TV über die Early Adopter hinaus weiter wachsen sind "neue Impulse" gefragt. Personalisierung ist einer davon. Sie kann über die Hardware (z.B. Festplattenrekorder), aber auch über das Netz erreicht werden. Im Netz wäre ein zentraler Anbieter denkbar, bei dem die verschiedenen TV-Programme aufgezeichnet werden. Auch aus der Sicht des Konsumenten wäre dies wohl der einfachste Weg zum individuellen Wunschprogramm.

Das Münchner Unternehmen tvtv Services http://www.tvtv.de , eine Sony-Tochter, stellt Programm-Guides für Besitzer digitaler Videorekorder (DVR) zur Verfügung (auch in Österreich und der Schweiz). Die in der TV-Branche viel diskutierten digitalen Rekorder sind ohne Programmservice wie eine Digitalkamera ohne gute Verwaltungssoftware: mühsam und kaum besser als ein analoger Videorekorder. Besitzer eines DVR können die tvtv-Dienste via Hausantenne (analog oder digital), Kabel und digitalen Sat-Receiver in Anspruch nehmen. Auch IP-basierte Lösungen hat tvtv im Angebot. "Sie werden zurzeit aber hauptsächlich über PC genutzt", so Michael Mollath, bei tvtv für Marketing zuständig, auf Anfrage von pressetext.

IP-basierte TV-Anwendungen und Dienste sind für tvtv als Service-Provider interessant. Mollah sieht aber "aus der Sicht eines Beobachters" drei Problembereiche, die Fernsehen via Breitband hemmen: Technologie, Content und rechtliche Situation. "Wir sehen den Schweizer Markt als Testmarkt in diesem Bereich", so Mollah. Die Swisscom habe bereits Feldversuche unternommen. Zudem sei die Schweiz auch wegen dem Wettbewerb zwischen dem Telekomunternehmen Swisscom und dem Kabelanbieter Cablecom "Deutschland etwas voraus". Dennoch gäbe es "anscheinend noch massive technische Probleme", so Mollath. Beim lebenswichtigen Content haben laut Mollah Free-TV-Sender nur wenig Interesse ihren Content via IP-Lösungen anzubieten. Auch die rechtlche Lage spiele hier eine wesentliche Rolle.

Die Mercer-Studie sieht daher Kooperation als das Gebot der Stunde, um neue und innovative Geschäftsmodelle zu entwickeln. Mogg schildert die Situation im pressetext-Gespräch ähnliche wie Mollath. Den Festnetzbetreiber und Online-Anbieter mangelt es an attraktiven TV-Inhalten und -Anwendungen. Die Sender haben wiederum wenig Know-how beim Kundenmanagement. "Diese Kombination ist aber notwendig, um den TV-Konsumenten vom Free-TV ins Pay-TV zu führen", so Mogg. Die Studie rät, alle Mainstream-Inhalte im Fernsehen auf allen Plattformen verfügbar zu machen. Attraktive Mehrwertangebote sollen so eine schrittweise Differenzierung vom Free-TV in Richtung bezahlte Services bringen. Darüber hinaus seien aber attraktive Dienste über das Fernsehen hinaus "dringend erforderlich". Mogg verweist in diesem Zusammenhang auf TV-Entwicklungen im Bereich der Unterhaltungselektronik. HDTV, Flatscreens, DVR und dergleichen laden zum Kauf ein, das Budget der Konsumenten sei jedoch begrenzt. Auch deswegen sei "kontrolliertes Trial & Error" beim Finden neuer Geschäftsmodelle unvermeidbar. Ansonsten könnten sich die Hoffnungen in Fernsehen als Breitbandmotor als leer erweisen.

"Die Situation in der Schweiz ist fundamental anders", so Mogg. Dort gäbe es ein Duopol zwischen Swisscom und Cablecom, das für gesunden Wettbewerb sorgt. In Deutschland ist der Markt hingegen sehr zersplittert und es gibt zu viele verschiedene Systeme. Für die Konsumenten bedeutet dies die Qual der Wahl der Standards und Lösungen, was im Hinblick auf den Durchbruch einer Technologie nicht unbedingt förderlich ist. "Österreich läuft Gefahr sich in Richtung des deutschen Dilemmas zu bewegen", so Mogg. Auch in der Alpenrepublik gäbe es zu viele Einzelspieler.

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