pte20051108027 Medien/Kommunikation, Politik/Recht

Grokster gibt auf

IFPI-Geschäftsführer Medwenitsch: "Große Zeit des File-Sharings ist vorbei"


Wien (pte027/08.11.2005/11:14) Grokster, eine der populärsten, aber illegalen Online-Musiktauschbörsen, wirft das Handtuch. Das P2P-Unternehmen, dem durch das Urteil des US-Supreme-Court vom Juni 2005 die legale Geschäftsbasis entzogen wurde, wird die Grokster-Software nicht mehr weiter vertreiben und alle laufenden Werbungen für die Tauschbörse einstellen. Wie das Wall Street Journal (WSJ) heute, Dienstag, berichtet, sieht die Einigung mit dem Verband der US-Musikindustrie RIAA auch vor, dass Grokster 50 Mio. Dollar auf die Konten der RIAA überweist. Das Aus für Grokster könnte auch das Ende für andere illegale Services einleiten. Indessen gibt es keine Anzeichen dafür, dass sich die User vom File-Sharing abhalten lassen.

"Die große Zeit des File-Sharings ist vorbei", sagt Franz Medwenitsch, Geschäftsführer der IFPI Austria, im Gespräch mit pressetext. Und meint damit natürlich illegales File-Sharing. Das sei nach der Grundsatzentscheidung des US-Höchstgerichts "am Rückzug". Für legale Download-Dienste - ob Einzeldownload wie bei iTunes, Abo-Modell wie bei RealNetworks oder P2P-Dienste wie iMesh und Mashboxx - bedeutet dies einen "enormen Schub", so Medwenitsch. Das Schöne sei, dass in diese legalen Angebote nun investiert wird und sie daher wachsen. In Österreich macht der digitale Markt bereits 3,6 Prozent des Umsatzes aus, ein Vielfaches des Vorjahres.

In Grokster und andere illegale P2P-Unternehmen zu investitieren, bringt jedoch nichts. Die Grokster-Assets werden für einen symbolischen Dollar und einen kleinen Anteil am zukünftigen Umsatz an den legalen P2P-Musikdienst Mashboxx http://www.mashboxx.com verkauft, so das WSJ. Der Kaufpreis ist ein deutliches Zeichen an andere illegale Anbieter, dass ihr Unternehmen wertlos ist. Wie das WSJ unter Berufung auf Unternehmenskreise berichtet, hat die RIAA anderen File-Sharing-Unternehmen eine Frist bis Ende November gesetzt. Danach wird mit kostspieligen Klagen scharf geschossen. Die Aussicht auf eine Abwehr der Klagen ist nach dem Urteil des Supreme Court unwahrscheinlich. Auch eDonkey wirft das Handtuch. Nur Morpheus-Mutter Streamcast will weiter kämpfen.

Das Aus für Grokster muss jedoch nicht das Ende für das Grokster-Netzwerk bedeuten. User, die die Grokster-Software bereits haben, können sie weiterhin nutzen, um mit anderen Usern Daten und Songs auszutauschen. Auf seiner Homepage http://www.grokster.com weist Grokster darauf hin, dass der Service illegal ist und es andere legale Dienste gibt. Ein künftiger legaler Dienst wird als Grokster3G angekündigt. Es ist zu erwarten, dass diese neue Version eine Variante der legalen Mashboxx-Software sein wird, so das WSJ. Bei Mashboxx muss allerdings für Musik mit Copyright bezahlt werden. Wie iMesh ist Mashboxx ein Hybrid aus P2P-Netz und Download-Dienst (vgl. pte http://www.pressetext.at/pte.mc?pte=051026004 ).

Die Nutzung illegaler File-Sharing-Software durch die User scheint aber durch das Urteil des Supreme Court ebenso wenig berührt zu werden, wie durch die Klagen einzelner User durch die Musikindustrie. Die Zahl der File-Sharer lag laut dem P2P-Spezialisten BigChampagne http://www.bigchampagne.com im September zu jeder Zeit bei durchschnittlich 6,7 Mio. Usern. Ein Jahr davor waren es demnach nur 4,7 Mio. User. File-Sharing wächst also ungebrochen. Lediglich als die Musikindustrie die ersten Klagen gegen einzelne User einbrachte, war ein kurzfristiger Knick bei der Nutzung zu verzeichnen. Die RIAA meint, dass ohne Klagen weit mehr Menschen File-Sharing nutzen würden.

Medwenitsch stellt die Daten von BigChampagne in Frage. In Österreich seien unmittelbar nach den Klagen gravierende Rückgänge beim File-Sharing feststellbar gewesen: z.B. minus 40 Prozent bei den unter 30-Jährigen. Der erneute Anstieg danach sei auf "legale Plattformen" zurückzuführen, die immer populärer werden, so Medwenitsch im pressetext-Interview.

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