pte20051109032 Medien/Kommunikation, Politik/Recht

Schlechte Noten für politischen Fernsehjournalismus

Studie zeigt Stagnation der Formatentwicklungen auf


Mainz/ Düsseldorf (pte032/09.11.2005/15:10) Der Medienjournalist Fritz Wolf stellt dem politischen Fernsehjournalismus in seiner aktuellen Studie "Formatentwicklung im politischen Fernsehjournalismus" im Auftrag des Mainzer Mediendisputs http://www.mediendisput.de ein betrübliches Zeugnis aus. Seit Jahren mache sich eine Stagnation in der Entwicklung von neuen Formaten bemerkbar. Dafür verantwortlich macht Wolf die rigide Quotenorientierung der Sender, fehlenden Mut zu Risiko und Innovation, eine Diktatur des "audience flow" sowie eingefahrene unflexible Programmschemata. Laut Studie deckt die Mehrzahl der politischen Fernsehformate wichtige Themenbereiche nicht mehr ab, was besonders für die Wirtschaft gelte.

Die Untersuchung schließt an die umfassende Studie "Alles Doku, oder was", die ebenfalls von Wolf durchgeführt wurde, an. "Zentrales Thema von dieser Studie ist die Entpolitisierung der TV-Formate. Die Dokumentationsplätze werden derzeit vermehrt an andere Themen vergeben. Zeitgeschichte und Reise-Sendungen zum Beispiel finden sich häufiger als politische Formate", so Wolf im Gespräch mit pressetext. Vor allem die öffentlich-rechtlichen Sender stehen im Fokus der Studie. In den Dokumentationen von ARD und ZDF würden wichtige brisante Themen wie die wachsende Arbeitslosigkeit fast völlig fehlen. Ein zusätzliches Problem sieht Wolf in der ständig steigenden Zahl an Produktionsfirmen, die den Markt überfluten, im Einzelnen betrachtet jedoch weniger Sendungen entwickeln. "Wer von der Hand in den Mund lebt, kann nicht kreativ sein"; meint der Studienautor.

Allerdings sei die politische Fernsehlandschaft in Deutschland kein vollkommener Einheitsbrei, es gebe nur leider "more of the same", besonders in der Aufmachung würden sich die einzelnen Sendungen mehr und mehr ähneln. Doch auch positive Beispiele wie "Hart aber fair" mit dem Moderator Frank Plasberg auf WDR stechen ins Auge. "Der Grund dafür, dass ich diese Sendung als funktionierendes Format bezeichne, ist, dass sie demokratisch abläuft. Der Moderator scheut sich nicht vor dem Nachhaken und bezieht die Zuschauer weitaus mehr mit ein, als dies bei anderen Formaten der Fall ist"; erklärt Wolf gegenüber pressetext. Es gehe ihm nicht darum, alles als einheitliche Suppe zu verurteilen, sondern um die Forderung, dass die Planer und Macher der TV-Sendungen wieder langfristiger denken und eine stärkere Politisierung herbeiführen sollten.

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