pte20051222002 Unternehmen/Wirtschaft, Politik/Recht

Zusätzliches Arbeitseinkommen: Zwei Drittel gehen an den Staat

Reformen der Koalition ohne positiven Effekt auf die Grenzabgabenlast


München (pte002/22.12.2005/06:04) Zwei Drittel der Wertschöpfung, die durch zusätzliches Arbeitseinkommen generiert wird, gehen in Deutschland als Abgaben an den Staat. Diese Abgaben erfolgen in Form der persönlichen Einkommenssteuer, der Sozialabgaben des Arbeitnehmers und des Arbeitgebers sowie der Mehrwertsteuer. Das hat das Münchner ifo Institut http://www.cesifo-group.de in einer aktuellen Studie über die Grenzbelastungsquote für verschiedene Haushaltstypen herausgefunden. "Die Grenzbelastungsquote ist der Anteil von einem zusätzlichen Einkommen - dazu gehören etwa Überstunden - der nicht in die Taschen des Arbeitnehmers fließt", erklärte Studienautor Wolfgang Meister, wissenschaftlicher Mitarbeiter beim ifo Institut, im pressetext-Gespräch.

Auch unter der Berücksichtigung der Koalitionsvereinbarung ändere sich an der Situation nicht viel. "Die Reformen der großen Koalition haben selbst keinen positiven Effekt auf die Abgabenlast", heißt es in der Studie. Die Mehrwertsteuererhöhung wirke nämlich etwas stärker als die Senkung der Sozialversicherungsbeiträge. "Von einer Belebung des Arbeitsmarktes und einer Senkung der Anreize, in die Schwarzarbeit zu gehen, kann also insofern keine Rede sein", so die Studie.

Die Koalition müsse unbedingt eine Reformierung der Besteuerung und der Sozialversicherungssysteme vornehmen, sagte Meister gegenüber pressetext. Dann würde auch die Abgabenlast dezimiert. 2007 soll sich der Studie zufolge die Grenzabgabenlast für einen allein stehenden Durchschnittsverdiener 68,1 Prozent betragen, nach 68 Prozent in diesem Jahr. Für eine Familie mit zwei Einkommen und zwei Kindern beläuft sich die Quote dann auf 63,8 Prozent (2005: 64,2 Prozent).

Zum Vergleich: Die Grenzabgabenlast stellt sich für die betrachteten typischen Arbeitnehmerhaushalte in anderen Industrienationen wie den USA (38 Prozent) oder Großbritannien (rund 49 Prozent) viel günstiger dar. Lediglich Frankreich liegt mit einer Abgabenquote von 70 Prozent der zusätzlichen Wertschöpfung noch über den Werten Deutschlands. Österreich und die Schweiz wurden nicht mit in die Untersuchung einbezogen.

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