pte20060112027 Umwelt/Energie, Auto/Verkehr

Mehr Feinstaub in Taxis als auf dem Bürgersteig

Wahl des Verkehrsmittels entscheidet über Belastung


London, Berlin (pte027/12.01.2006/13:05) Bei einer Taxifahrt ist der Passagier einer dreimal höheren Feinstaubbelastung ausgesetzt, als wenn er mit seinem eigenen Auto gefahren wäre. Das haben englische Wissenschaftler in einer Studie festgestellt, die im Fachmagazin Atmospheric Environment veröffentlicht worden ist. Die Forscher haben dazu fünf Fortbewegungsarten verglichen und die Schadstoffmenge gemessen, der man dabei exponiert ist.

Dazu bewegten sich Probanden mit einem Messgerät durch eine viel befahrene Straße im Zentrum Londons. Begleitet wurden sie von einem weiteren Freiwilligen, der mit einer Video-Kamera die Tätigkeiten des Probanden filmte. Dadurch konnte später im Labor gesehen werden, wann genau Spitzenwerte gemessen wurden. "Dieses neue Mess- und Visualisierungssystem kann dazu benutzt werden, Orte mit übermäßiger Feinstaubbelastung zu identifizieren, sichtbar zu machen und zu vermeiden", kommentierte Dr. Mark Nieuwenhuijsen vom Imperial College London http://www.imperial.ac.uk die Bedeutung seiner Untersuchungsmethode.

Am stärksten belastet waren Fahrgäste im Taxi. Sie waren durchschnittlich 108 000 Nanopartikeln pro Kubikzentimeter Luft ausgesetzt. Busfahrer rangierten knapp unter 100 000 Partikeln/Kubikzentimeter, während bei Verkehrsteilnehmern, die ihr eigenes Auto benutzten, mit etwa 36 000 Partikeln/Kubikzentimetern die geringste Verschmutzung gemessen wurde. Obwohl Radfahrer und Fußgänger selbst keine Schadstoffe emittieren, war ihre Belastung enorm: Auf einen Radler kamen ca. 84 000 Partikel/Kubikzentimeter, per pedes war man im Durchschnitt 46 000 Partikeln/Kubikzentimeter ausgesetzt.

Dass gerade Taxi-Passagiere extrem unter Feinstaub leiden, wundert den Meteorologen und Feinstaub-Experten Dr. Eberhard Reimer von der FU Berlin http://www.fu-berlin.de nicht: "Taxis stecken mitten im Verkehrsfluss und saugen mit der Durchlüftung die Abgase des vorderen Fahrzeugs an." Dennoch betont er im pressetext-Gespräch, dass "jeder Mensch darauf anders reagiert." Nanopartikel sind deshalb so gefährlich, weil sie durch Körperwände diffundieren. "Wenn ein Partikel in den Körper gelangt", so Reimer, "entsteht meist eine Entzündung, die entweder vom Immunsystem bewältigt wird, oder andernfalls zu einer Krankheit führt."

Ob jemand dadurch krank werde, hänge von der individuellen Person ab. Doch "die Vielfalt der Schadstoffe auf der Straße stresst jeden, besonders Kinder", räumt Reimer ein. "Denn für Feinstaub gilt auch, dass man sich daran gewöhnt." So ein Prozess sei unter anderem altersabhängig. Der Fachmann spricht von Fällen aus dem Bergbau, in der Arbeiter trotz enormer Belastung gesund bleiben, obwohl Röntgenbefunde dagegen sprächen.

Maßnahmen, die zur Senkung der Feinstaubbelastung getroffen werden, würden durchaus Resultate bringen. "Zwar nicht mit dem großen Hebel", sagt der Berliner Wissenschaftler, "aber im Mikrometer-Bereich." Im Straßenverkehr könnte man auf Alternativmöglichkeiten umstellen und ganze Flotten von öffentlichen Verkehrsmitteln umrüsten. "Das ist jedoch auch eine Frage des Geldes", bemerkt Reimer abschließend.

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