pte20060112032 Medien/Kommunikation

Medien vernachlässigen chronische Krisengebiete

ÄoG: Berichterstattung erhöht Spendenbereitschaft


Der österreichische Chirurg Dr. Herbert Matzinger im Einsatz auf Haiti
Der österreichische Chirurg Dr. Herbert Matzinger im Einsatz auf Haiti

Wien / New York (pte032/12.01.2006/13:45) Die Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen (MSF) http://www.aerzte-ohne-grenzen.at präsentiert heute, Donnerstag, in New York zum achten Mal die Liste der zehn am meisten vernachlässigten humanitären Katastrophen der Welt. Die Liste basiert auf der Relation zwischen Medienberichten und dem Ausmaß der Katastrophen. Zu finden sind auf dieser Liste Länder wie die Demokratische Republik Kongo, Haiti, Tschetschenien, Kolumbien und die Elfenbeinküste.

Die meisten Länder sind bekannt wegen ihrer langjährigen Konflikte. "Chronische Krisen, bei denen keine politische Lösung in Sicht ist, sind für Medien uninteressant", nennt Gabriele Faber-Wiener, Pressesprecherin von MSF, einen der Gründe für die mediale Vernachlässigung humanitärer Katastrophen im Gespräch mit pressetext. Auch wenn viele der Konflikte und Kriege offiziell für beendet gelten, flammen Kämpfe und Gewalt immer wieder auf. Darüber werde aber kaum berichtet. Im vergangenen Jahr widmeten die drei größten Fernsehnetzwerke der USA nur acht von 15.000 Sendeminuten allen zehn Ländern zusammen, die auf der Liste vorkommen.

Als weiteren Grund gibt Faber-Wiener den verstärkten Austrozentrismus in den Medien an. "Wenn eine Katastrophe passiert, wird weniger gefragt was passiert ist, sondern ob ein Österreicher betroffen ist", so Faber-Wiener weiter. Diese Tendenz sei international zu beobachten. Dabei lässt sie das journalistische Argument "Nähe" des Ereignisses nicht gelten. Das widerspreche den stark angestiegenen Spendenzahlen. 2005 spendeten die Österreicher elf Mio. Euro an MSF, drei Mio. mehr als im Vorjahr.

Mangelernährung, Malaria, Tuberkulose und Aids sind die am meisten verbreiteten Krankheiten in den Krisengebieten. Obwohl weltweit 40 Mio. Menschen mit HIV infiziert sind und täglich 8.000 an den Folgen sterben, gibt es praktisch keine Forschung und Entwicklung für neue Medikamente, die speziell für die Armen in Entwicklungsländern einsetzbar sind. So sei Tuberkulose die häufigste Todesursache HIV-Infizierter, heißt es in dem Bericht. Dennoch wird ein über 100 Jahre alter Speicheltest angewandt, der bei Menschen mit HIV nicht funktioniert. Das Thema Aidsforschung ist für Österreich von besonderem Interesse, da das neue Forschungs- und Entwicklungsprogramm der EU während dessen EU-Präsidentschaft verabschiedet werden soll. Hier sieht MSF Handlungsbedarf, da bislang weder die EU noch Österreich diese Herausforderung angegangen sind.

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Aussender: pressetext.austria
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