pte20060118037 Medien/Kommunikation, Politik/Recht

Deutscher Journalistenverband sieht Pressefreiheit in Gefahr

DJV-Vorsitzender fordert Informantenschutz und Tariflohn


Berlin (pte037/18.01.2006/17:16) Im Rahmen seiner Jahresauftaktpressekonferenz hat der Deutsche Journalistenverband (DJV) http://www.djv.de stärkeren Informantenschutz sowie einen gesicherten Tariflohn und bessere Arbeitsbedingungen für Berufsanfänger gefordert. DJV-Bundesvorsitzender Michael Konken sprach sich für eine klare gesetzliche Crossmedia-Regelung aus und wünscht sich das Eindämmen von Leiharbeit und Outsourcing. Verlage, die mehr als 20 Prozent der Gesamtauflage von Zeitungen oder Zeitschriften national verlegen, sollten sich laut Konken nicht an national zugelassenen Rundfunkveranstaltern beteiligen dürfen. In Verbindung damit rief der Vorsitzende das Bundeskartellamt auch dazu auf, in Bezug auf die Springer Übernahme-Vorhaben konsequent zu bleiben und diese zu verhindern. "Wir gehen davon aus, dass das Bundeskartellamt hart bleiben wird. Die Entscheidung wurde zwar vertagt, aber es hat sich am Sachverhalt nichts geändert", sagte DJV-Sprecher Hendrik Zörner gegenüber pressetext.

2005 hatten staatliche Eingriffe in die Pressefreiheit mehrmals für Aufregung gesorgt. Die Durchsuchung bei dem Magazin "Cicero" sowie die Ermittlung von Telefonkontakten eines Journalisten der Dresdner Morgenpost seien nur ein Teil der Vorfälle gewesen. Der DJV pocht deshalb auf Informantenschutz und Redaktionsgeheimnis und fordert mehr Schutz für Journalisten in Bezug auf die Regelungen der Strafprozessordnung zur Überwachung von Telekommunikation. Jedenfalls seien Journalisten auf Informanten angewiesen und würden nur schwer welche finden, wenn diese um ihre Anonymität fürchten müssen. Beim DJV wünscht man sich von der Bundesregierung eine Ergänzung um entsprechende Gesetze und die Stärkung des Quellenschutzes.

Ein weiteres Problem sieht der Journalistenverband in der zunehmenden Leiharbeit und dem Outsourcing von Redaktionen. "Dieses Problem ist speziell bei den Tageszeitungen zu lokalisieren, aus anderen Bereichen ist uns das nicht so bekannt", erklärte Zörner im pressetext-Gespräch. Zudem sei die Lage für junge Journalisten gerade besonders schlecht. Viele Verlage beschäftigen Berufseinsteiger monate- oder auch jahrelang nur auf Praktikantenbasis, um Geld zu sparen. "Die Medienunternehmen sehen sich einer Zeit von wirtschaftlichen Schwierigkeiten gegenüber, also müssen sie ihre Ausgaben reduzieren und da bleibt meist nur der Presonalbereich übrig", bedauert Zörner. Im Schnitt bekommen Praktikanten in der Medienbranche derzeit 300 Euro für vier bis sechs Wochen Arbeit bezahlt, doch nach Einschätzung des DJV gebe es eine klare Tendenz in Richtung Nicht-Bezahlung.

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