pte20060210016 Medien/Kommunikation, Politik/Recht

Ägypten boykottiert "Spiegel" und "Focus"

Umstrittene Karikaturen in Magazinen abgedruckt


Hamburg/Kairo (pte016/10.02.2006/12:05) Die ägyptischen Behörden haben im Tumult um die Mohammed-Karikaturen die aktuellen Ausgaben des "Spiegel" http://www.spiegel.de und des "Focus" http://focus-magazin-verlag.de verboten. Beide Magazine hatten einige der umstrittenen Cartoons veröffentlicht und dürfen nun innerhalb Ägyptens nicht mehr verkauft werden. Während die unterschiedlichen Protest-Aktionen in der islamischen Welt offenbar kein Ende nehmen wollen, zeigt man sich beim Spiegel relativ entspannt. "Wir haben das Verbot zur Kenntnis genommen. Ein bisschen wundern wir uns schon, da es in Ägypten selbst eine Zeitung gab, die die Karikaturen abgedruckt hatte", erklärte Spiegel-Sprecher Hans-Ulrich Stoldt gegenüber pressetext.

Der Spiegel habe nur in kleiner Form dokumentiert, worum es geht und sei längst nicht unter den ersten gewesen. Wirtschaftlichen Schaden muss das Magazin auch nicht befürchten, da seine Auflage in Ägypten ohnehin relativ bescheiden ist. "Persönlich kann ich die Aufregung nachvollziehen, aber da ist einiges auf beiden Seiten aus dem Ruder gelaufen", so Stoldt. Beschwerden von in Deutschland lebender Muslime seien beim Spiegel jedenfalls nicht eingegangen.

Nach jüngsten Angaben eines Spiegelkorrespondenten habe sich der zuständige Sprecher des staatlichen Informationsservice in Ägypten bereits für das Vorgehen entschuldigt, erlärte Stoldt gegenüber pressetext. In Ägypten freue man sich nach Aussagen des Sprechers schon auf die nächste Spiegelausgabe.

Für kommende Woche plant EU-Diplomat Javier Solana eine Reise durch einige islamische Länder, um sich darum zu bemühen, die Lage zu entspannen. Ein Zusammenbruch der Kommunikation zwischen der EU und den islamischen Staaten müsse verhindert werden, sagte eine Sprecherin. Solana soll nun deutlich machen, dass die westlich Welt die Verärgerung der Muslime versteht, Gewalttaten jedoch keine geeignete Antwort in der Causa sind. Der Diplomat wird vier Tage lang durch Saudi-Arabien, Ägypten sowie Jordanien reisen und auch die Palästinenserbehörde besuchen.

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