pte20060315033 Medien/Kommunikation, Politik/Recht

Deutscher Presserat verzeichnet mehr Beschwerden

Verstöße gegen Sorgfaltspflicht und Persönlichkeitsrecht vorne


Bonn (pte033/15.03.2006/15:51) Der Deutsche Presserat http://www.presserat.de hat in einer Sitzung 18 Beschwerden gegen Printmedien für begründet erklärt. Sieben öffentliche Rügen, fünf Missbilligungen und sechs Hinweise wurden ausgesprochen. Am häufigsten verstoßen die Zeitungen gegen Ziffer 2 des Ehrenkodex, der die Wahrung der Sorgfaltspflicht behandelt und gegen Ziffer 8, in der die Persönlichkeitsrechte geschützt sind. 2005 gingen 746 Beschwerden beim Rat ein, zu dessen Aufgabe neben der Selbstkontrolle in den Printmedien, die Verteidigung der Pressefreiheit zählt. "Die Zahl der eingelangten Beschwerden hat in den vergangenen fünf Jahren stärker zugenommen", sagte Ella Wassink, Pressesprecherin beim Presserat, gegenüber pressetext. 2000 gingen 534 Beschwerden ein.

Der Anstieg der eingegangenen Beschwerden sei jedoch kein Hinweis darauf, dass die Qualität der Presse schlechter geworden sei, sagte Wassink auf die Frage, ob der Sensationsjournalismus am Zunehmen sei. "Dies liegt vielmehr daran, dass der Presserat in der Öffentlichkeit immer bekannter wird", so Wassink. Wird gegen eine Zeitung eine Rüge ausgesprochen, veröffentlicht der Presserat deren Namen und die gerügte Zeitung ist in einem freiwilligen Rahmen dazu verpflichtet die Rüge abzudrucken. "Unser Ziel ist es, dass in den Redaktionen über journalistische Standards gesprochen wird", betonte die Pressesprecherin. In der Sitzung wurde die B.Z. (Berliner Zeitung) wegen der Überschrift "Du Drecks-Vater!" öffentlich gerügt. Der Artikel berichtet von einem Vater, der seine zwei Söhne verwahrlosen ließ. Der Presserat sah in der Bezeichnung "Drecks-Vater" eine ehrverletzende und menschenverachtende Äußerung und somit eine Verletzung des Pressekodex.

Der Presserat ist eine Einrichtung zur freiwilligen Selbstkontrolle der gedruckten Medien. Getragen wird der Rat, der diesen November sein 50-jähriges Bestehen feiern wird, vom Bundesverband deutscher Zeitschriftenverleger http://www.bdzv.de , dem Verband Deutscher Zeitschriftenverleger http://www.vdz.de sowie dem Deutschen Journalistenverband http://www.djv.de und der Deutschen Journalistinnen- und Journalisten-Union http://www.dju-online.de . Das österreichische Pendant zum deutschen Presserat ist nach einem Streit über die Reformierung zwischen dem Verband der Österreichischen Zeitungen (VÖZ) und der Journalistengewerkschaft seit Juni 2002 aufgelöst. Der Verein der Chefredakteure arbeitet jedoch unter der Federführung von Claus Reitan, ehemaliger Chefredakteur der Tiroler Tageszeitung, an der Etablierung einer Österreichischen Presse- und Leseranwaltschaft, die die Selbstkontrolle der Printmedien übernehmen soll.

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