pte20060411004 Medien/Kommunikation

Journalismus für die Suchmaschine noch kein Business

Suchmaschinenoptimierung: Großer Nachholbedarf in Deutschland


Wien / Berlin (pte004/11.04.2006/06:15) Internetsuchmaschinen setzen bevorzugt Artikel mit geradlinigen Titeln an die Spitze ihrer Suchergebnisse. Englischsprachige Onlinemedien greifen daher immer öfter zu Methoden der Suchmaschinenoptimierung. Gute Suchergebnisse bedeuten mehr Zugriffe, was wiederum mehr Werber anzieht und die notwendigen finanziellen Mittel einbringt. Clevere, kreative Titel sind hier nicht gefragt, denn für Ironie, Humor oder Esprit gibt es keinen Algorhithmus. "Man weiß, dass man auch für die Suchmaschinen schreibt und neigt dazu Titel zu finden, die direkter sind", meint Lou Ferrara, Onlineredakteur bei Associated Press, in der New York Times. Gleichzeitig befürchtet er, dass dies auf Kosten der Kreativität gehe.

In Deutschland und Österreich hingegen sind suchmaschinengerechte Online-Meldungen noch nicht sehr verbreitet. Zwar können bereits mit einfachen Maßnahmen mehr Seitenzugriffe und Traffic produziert werden, Onlineredaktionen wie derStandard.at http://www.derstandard.at halten jedoch grundsätzlich wenig von der Schreibe für die Suchmaschine. "Wir schreiben für unsere Leser und nicht für die Suchmaschine", so Gerlinde Hinterleitner, Chefredakteurin beim derStandard.at. Für pressetext, das seine Seiten im vergangenen Jahr auf Google & Co. hin optimiert hat, steht der Inhalt trotz Suchmaschinenoptimierung nach wie vor im Vordergrund. "Eine gute Pressemeldung muss für sich stehen können. Tut sie das nicht, nutzt die beste Suchmaschinenoptimierung nichts", lautet die Devise von Wilfried Seywald, Direktor für Marketing und Vertrieb bei pressetext.

Das Geschäft mit der Suchmaschinenoptimierung boomt. Weltweit wurden im vergangenen Jahr 1,25 Mrd. Dollar in diesem Bereich umgesetzt und Experten rechnen mit einer Verdoppelung der Einnahmen im laufenden Jahr. Der größte Auftraggeber für Suchmaschinenoptimierdienste ist der E-Commerce. Doch auch Onlinemedien haben - zumindest in Übersee - die Vorteile der Suchmaschinenoptimierung für sich entdeckt. In Deutschland besteht in dieser Hinsicht noch viel Nachholbedarf.

"Vor allem die Kunden besitzen kaum Wissen über Suchmaschinenoptimierung", beklagt sich Tadeusz Szewczyk, Alleinunternehmer in Berlin, der mit seiner Dienst onreact.com Suchmaschinenoptimierung anbietet, im Gespräch mit pressetext. Er verweist auf die unlängst erfolgte Sperrung der BMW-Webseite im Google-Index, nachdem versucht wurde die Suchergebnisse zu manipulieren. Dies illustriere gut das kaum vorhandene Wissen über dieses Thema auch innerhalb großer Unternehmen, so Szewczyk. Dienstleister für redaktionelle Suchmaschinenoptimierung gäbe es seines Wissens nach kaum in Deutschland. Der Bundesverband Digitale Wirtschaft (BVDW) http://www.bvdw.de hat Ende März mit der Einführung eines Qualitätszertifikats für Suchmaschinen-Marketing und -Optimierung reagiert, um Missbrauch zu verhindern.

US-amerikanische Suchexperten empfehlen Journalisten dennoch die wichtigsten Schlüsselwörter der Meldung in die ersten zwei Sätze zu packen. Inwieweit Suchmaschinen den Journalismus und seine Regeln beeinflussen werden ist schwer zu sagen. Sicher ist, dass die Art der Titelgebung von Suchmaschinen auch in Deutschland und Österreich bestimmt werden wird. "Titel und Präsentation eines Printartikels sind ein Marketinginstrument, um die Geschichte an den Leser zu bringen. Warum nicht auch ein neues, an das Internet angepasstes und zeitgemäßes Marketingmittel verwenden", so Michael Schudson, Professor an der University of California. Auch Larry Kramer, Vorsitzender von CBS Digital Media sieht in der Suchmaschinenoptimierung kein Problem, solange das Urteilsvermögen von Nachrichten nicht beeinträchtigt wird.

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