pte20060810003 Bildung/Karriere, Unternehmen/Wirtschaft

Ingenieursmangel treibt Entwicklungsarbeit nach Asien

Experten: Qualifizierte Ausbildung muss attraktiver werden


München (pte003/10.08.2006/06:10) Dem Markt für Entwicklungsleistungen steht in den kommenden Jahren kräftiges Wachstum bevor. Nach Berechnungen von Booz Allen Hamilton http://www.boozallen.de soll das globale Volumen in diesem Bereich von 750 Mrd. Dollar im Jahr 2004 bis 2020 auf 1,1 Bio. Dollar anschwellen. Dabei gewinnt das Offshoring-Geschäft, also die Auslagerung von Entwicklungsleistungen in Länder wie Indien oder China, enorm an Bedeutung. Der Offshoring-Markt soll den Experten zufolge von derzeit zehn bis 15 Mrd. Dollar auf 150 bis 225 Mrd. Dollar förmlich explodieren.

Neben den Kostenvorteilen hat Booz Allen Hamilton insbesondere den sich verschärfenden Ingenieursmangel an den traditionellen Entwicklungsstandorten als Offshoring-Treiber ausgemacht. Allein in Deutschland könnten derzeit rund 18.000 Ingenieursstellen nicht besetzt werden, warnen die Unternehmensberater. "Ob diese Entwicklung aufgehalten werden kann, hängt zum einen davon ab, inwieweit es Deutschland gelingt, mehr Abiturienten zu einem Ingenieursstudium zu bewegen", meint Thomas Goldbrunner, Mitglied der Geschäftsleitung bei Booz Allen Hamilton, im Gespräch mit pressetext.

"Der Mangel an Ingenieuren ist in Deutschland schon seit Jahren ein Problem", meint auch Hilmar Schneider, Direktor für Arbeitsmarktpolitik am Forschungsinstitut zur Zukunft der Arbeit (IZA) http://www.iza.org . Die Politik müsse dafür sorgen, dass eine solche qualifizierte Ausbildung für Jugendliche attraktiver werde, meint der Experte im pressetext-Interview. Im europäischen Vergleich beschreiten in Deutschland deutlich weniger Jugendliche qualifizierte Ausbildungswege. Nur 20 Prozent eines Jahrgangs gehen an eine Universität oder Fachhochschule. "Im OECD-Durchschnitt sind es fast 30 Prozent", betont Schneider.

Darüber hinaus sollen aber auch die Ausgaben für Forschung und Entwicklung (F&E) aufgestockt werden, um den Technologievorsprung Deutschlands wieder zu vergrößern. "Dann könnte Deutschland F&E-Arbeit anziehen und die Abwanderung teilweise kompensieren", meint Goldbrunner gegenüber pressetext. Dazu müsse die Politik aber die Rahmenbedingungen verbessern. Derzeit ist Deutschland mit einem Anteil der F&E-Ausgaben am BIP von gut 2,5 Prozent noch weit von der Lissabon-Strategie der EU-Kommission, die bis 2010 einen Anteil von drei Prozent vorsieht, entfernt.

Vom zunehmenden Trend zum Offshoring bei den Entwicklungsleistungen profitiert derweil vor allem Indien. Derzeit fließen in diesem Segment bereits 1,5 Mrd. Dollar auf den Subkontinent. Bis 2020 könnte Indien seinen Anteil am Offshoring-Markt von derzeit zwölf auf 30 Prozent aufstocken und mit Entwicklungsleistungen rund 60 Mrd. Dollar lukrieren. Die Vormachtstellung Indiens auf dem Offshoring-Markt wird zurzeit vor allem von China bedroht, das ebenfalls mit einem großen Pool an qualifizierten Arbeitskräften aufwarten kann. In den kommenden Jahren könnten sich aber auch Länder wie Vietnam oder Osteuropa zu bevorzugten Offshoring-Zielen für Entwicklungsleistungen mausern, meinen die Experten.

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