pte20060814012 Medien/Kommunikation, Politik/Recht

Österreichs Musiker fordern ORF zum Dialog auf

Österreichische Musikanteile in den ORF-Radios sinken weiter


Wien (pte012/14.08.2006/13:10) Der Anteil österreichischer Musik in den ORF-Radios ist im vergangenen Jahr weiter zurück gegangen, wie eine von der Urheberrechtsgesellschaft Autoren, Komponisten und Musikverleger (AKM) http://www.akm.co.at veröffentlichte Statistik ergeben hat. Peter Paul Skrepek, Präsident der Interessensvertretung Musikergilde http://www.musikergilde.at und Vorsitzender der Kulturgewerkschaft http://www.kmsfb.at fordert die zukünftige ORF-Direktion daher schon jetzt zu einem Dialog auf. "Wir sind um den öffentlich-rechtlichen ORF sehr besorgt, weil er mehr und mehr zu einer Abspielstation der transnationalen Unterhaltungskonzerne mutiert", so Skrepek.

In der Verkaufstabelle befänden sich unter den ersten Hundert 22 österreichische Produktionen, die von den Österreichern gekauft würden und dennoch orientierten sich die Radioprogramme für das breite Publikum weiter an der US-Hitparade, so Skrepek. Auch Monika Ballwein, Sängerin und Jury-Mitglied bei Starmania findet es bedauerlich, dass den Talenten hier im Land, "die es durchaus gibt", kaum Plattformen zur Verfügung stehen, um ihre Musik medial einem breiten Publikum präsentieren zu können. Die Sendungen Starmania und Dancing Stars, seien zwei Initiativen des ORF, die der Musikszene frischen Wind verliehen hätten, wie an den gestiegenen CD-Verkäufen erkennbar ist. "Aber das genügt nicht", sagt Ballwein.

Auch Franz Bileck, Musikerlegende und Gewerkschafter, ermahnt den ORF, dass er seinem Programmauftrag, für ein vielfältiges kulturelles Angebot zu sorgen, nachzukommen habe, anstatt österreichische Künstler aus dem ORF-Programm zu verbannen. So könne man Andre Rieu, der zwar Johann-Strauss-Werke spielt zur Prime Time im ORF sehen, aber um Alfons Haiders Johann-Strauss-Musical zu sehen, müsse man sich nach Stockerau begeben, unterstreicht Skrepek.

Die Radiosender würden zunehmend zu Formatradios. Von deutschen Consultingfirmen vorgefertigte Programme seien zwar betriebswirtschaftlich legitim. "Wir fordern aber kulturelle Vielfalt. Das ist auch legitim", sagt Skrepek gegenüber pressetext. Das Formatradio sei eine Art der Zensur, die von den Beraterfirmen durchgesetzt werde. Um den Anteil österreichischer Musik in den ORF-Radios zu erhöhen, wolle man jedoch eine Quotenregelung vermeiden. "Deswegen fordern wir einen Dialog auf Augenhöhe nach dem Schweizer Vorbild, wo sich die Situation für die heimische Musik auch ohne eine Quotenregelung gebessert hat", betont Skrepek.

Insgesamt ging der Anteil der österreichischen Musik im Zeitraum von 1990 bis 2005 von 27 Prozent auf 19,2 Prozent zurück. 2003 gab es ein zwischenzeitliches Hoch von 20,1 Prozent, seit dem geht es aber wieder berg ab. Einen Tiefpunkt hat es 2001 gegeben, nachdem der Anteil gegenüber 1990 um nahezu zehn Prozentpunkte gesunken ist. Radiosender in Europa berücksichtigen einheimische Musik im Durchschnitt mit rund 40 Prozent. Der Rückgang der Anteile war bei FM4 und bei der Kurzwelle am stärksten. Demgegenüber stehen Erhöhungen bei Ö1 und Ö3, das den Österreichanteil von 5,2 auf 6,2 Prozent erhöhte.

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