pte20060830004 Forschung/Entwicklung, Medizin/Wellness

13 Mio. ältere EU-Bürger von Armut bedroht

Armutsrisiko in den zehn neuen Mitgliedstaaten am niedrigsten


(Foto: caritas-international.de)
(Foto: caritas-international.de)

Wien (pte004/30.08.2006/06:15) In den ersten Jahren des 21. Jahrhunderts waren in den 25 EU-Mitgliedstaaten etwa 13 Mio. ältere Menschen von Armut bedroht, was einem Sechstel der insgesamt 74 Mio. in der EU lebenden älteren Menschen entspricht. Zu diesem Schluss kommt Wissenschafter Asghar Zaidi des European Centre for Social Welfare Policy and Research in Wien http://www.euro.centre.org , der im Rahmen des "Aktionsprogramm der Gemeinschaft zur Bekämpfung der sozialen Ausgrenzung" der Europäischen Kommission http://ec.europa.eu die Armutsgefährdung von älteren Menschen in der EU analysierte. Die Ergebnisse der Studie wurden nun im Bericht "Poverty of elderly People in EU25" http://www.euro.centre.org/detail.php?xml_id=715 veröffentlicht.

In der Studie wird jener Teil der Bevölkerung als armutsgefährdet bezeichnet, der mit einem Einkommen von weniger als 60 Prozent des nationalen Medianeinkommens auskommen muss. Zur Bestimmung des relativen Armutsrisikos der älteren Bevölkerung wurde der von Armut bedrohte Teil dieser Gruppe dem armutsgefährdeten Teil der erwerbstätigen Bevölkerung gegenübergesetzt. Dabei stellte sich heraus, dass die ältere Bevölkerung in 14 der 25 Mitgliedstaaten ein größeres relatives Armutsrisiko hat. Vor allem in Zypern, Irland und Slowenien ist das Risiko sehr hoch: In diesen Ländern leben ältere Menschen doppelt so oft in Armut. In Polen, Tschechien, der Slowakei, Litauen, Lettland, den Niederlanden und Luxemburg hingegen ist der das relative Armutsrisiko der älteren Menschen erheblich kleiner.

Auffallend ist, dass das Armutsrisiko der älteren Bevölkerung in den zehn neuen Mitgliedstaaten am niedrigsten ist: Das durchschnittliche Armutsrisiko in den 15 Mitgliedstaaten ist mehr als zweimal so hoch. "Das niedrige Armutsniveau in den neuen Mitgliedstaaten - Zypern ausgenommen - lässt sich dadurch erklären, dass der Einkommensunterschied zwischen älteren Menschen und dem Rest der Bevölkerung hier klein ist", erklärt Zaidi auf Nachfrage von pressetext. "Darüber hinaus wurden die verletzlichen Bevölkerungsgruppen unter den herrschenden sozialen Regimes besser geschützt als in den anderen EU-Mitgliedstaaten der Fall war." Eine andere Erklärung sei, dass die Lebenserwartung in den zehn neuen Mitgliedstaaten im Schnitt sechs Jahre kürzer ist, und dass die neuen Mitgliedstaaten 10,9 Prozent des BIPs für Ruhegelder ausgeben, während die EU15 dafür 10,6 Prozent des BIPs verwendet.

Ein weiteres bemerkenswertes Ergebnis ist, dass das Armutsrisiko in den meisten Mitgliedstaaten für Frauen erheblich größer ist als für Männer. Frauen über 75 sind dabei am schwersten betroffen. "Das ist zurückzuführen auf die Tatsache, dass diese Subgruppe viele Witwen umfasst", erklärt Zaidi gegenüber pressetext. "Diese Witwen sind selber meistens nicht rentenberechtigt. Da kommt noch hinzu, dass in den meisten Ländern die Leistungen für Hinterbliebene nicht sehr großzügig sind." Da sich die Möglichkeiten zur Erwerbsbeteiligung für Frauen ständig verbessern, erwartet der Forscher allerdings, dass das Armutsrisiko von Frauen in Zukunft nachlassen wird.

(Ende)
Aussender: pressetext.austria
Ansprechpartner: Reanne Leuning
Tel.: +43-1-81140-305
E-Mail: leuning@pressetext.com
|