pte20060923004 Sport/Events, Politik/Recht

Private Sportwetten: Die Hoffnung schwindet

"Wetter werden wie Junkies behandelt"


Zerstört die EU-Kommission das Geschäftsmodell von bwin? (Foto: werder-online.de)
Zerstört die EU-Kommission das Geschäftsmodell von bwin? (Foto: werder-online.de)

Wien/Hamburg (pte004/23.09.2006/06:30) Die Schlinge um die privaten Sportwettenanbieter wie beispielsweise bwin http://www.bwin.com wird immer enger. Zwar hat die EU-Kommission gegen die sieben Mitgliedsstaaten Deutschland, Dänemark, Frankreich, Italien, Niederlande, Schweden, Ungarn und Finnland ein offizielles Vertragsverletzungsverfahren nach Artikel 226 EG-Vertrag eingeleitet. Die derzeitigen Vorzeichen deuten jedoch darauf hin, dass die EU-Kommission nicht auf eine Liberalisierung des Sportwettenmarkts drängt. "Ich befürchte, dass sich die EU-Kommission möglicherweise mit den Antworten der Mitgliedsstaaten, welche Vorkehrungen zur Suchtbekämpfung sie schon alle getroffen haben, zufrieden geben wird", so der Hamburger Medienanwalt Ralph Oliver Graef von der Anwaltskanzlei Unverzagt von Have http://www.unverzagtvonhave.com im Gespräch mit pressetext.

"Um zu beweisen, wie ´streng´ die betroffenen Staaten gegen Sportwettenanbieter vorgehen, verfallen diese in Aktionismus und bemühen sogar die Keule des Strafrechtes", so Graef in Anspielung auf die Verhaftung der beiden bwin-Vorstände Manfred Bodner und Norbert Teufelberger letzten Freitag in Frankreich. Die Verhaftung sei völlig überzogen und unverhältnismäßig gewesen, offensichtlich gehe es den Behörden um Einschüchterung, folgert Graef.

Wie absurd teilweise die angeblichen Vorkehrungen der staatlichen Sportwettenanbieter zur Bekämpfung der Spielsucht sind, führt Graef am Beispiel eines Flugblattes von "Lotto Hamburg" aus. "Das Flugblatt ist aufgemacht, als handele es sich bei Personen die Sportwetten abschließen, um heroinabhängige Junkies", so Graef. Geht man auf den auf dem Flugblatt angegebenen link der Domain http://www.spielen-ohne-sucht.de landet man nicht auf einer Aufklärungsseite zur Spielsucht, sondern auf einer Seite mit einem Angebot aller Toto und Lotto-Spiele, Sportwetten von Oddset und ähnlichen Angeboten. Der Blick wird dabei sofort auf ein zentral positioniertes Gewinnspiel gelenkt, bei dem es sechs Porsche Cayenne zu gewinnen gibt.

Die Entscheidung der EU-Kommission erwartet Graef daher mit einiger Skepsis, denn "zu deutlich lässt die Kommission schon jetzt ihr Verständnis für die angebliche Sensibilität der Mitgliedsstaaten bei Sportwetten erkennen". Bwin bleibt derzeit auf jeden Fall nicht mehr über, als auf den 18. Oktober zu warten. Auswirkungen auf das operative Geschäft gibt es laut bwin nicht. "In Frankreich gab es letztes Wochenende dreimal so viel Zugriffe wie an normalen Tagen", sagte Teufelberger bei einer Pressekonferenz am Donnerstag in Wien. Außerdem hat der österreichische Sportwettenanbieter derzeit auch noch andere Probleme zu lösen: Wegen der hohen Marketingausgaben während der Fußball-WM wurde eine Gewinnwarnung ausgesendet. Daher überlegt der Konzern, den Werbeaufwand zu reduzieren und einen größeren Fokus auf den Gewinn zu legen.

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