pte20061109002 Medien/Kommunikation, Bildung/Karriere

Medienvertreter schenken Internet wenig Glauben

Online-Zeitalter bringt neue Journalistentypen hervor


Die Studienautoren mit Prof. Fritz Karmasin (Mitte)
Die Studienautoren mit Prof. Fritz Karmasin (Mitte)

Wien (pte002/09.11.2006/06:15) Journalisten zeigen grundsätzlich wenig Vertrauen in das Medium Internet. Dennoch bezeichnen es mehr als 80 Prozent der Medienvertreter als ideales Recherchemedium, so das Ergebnis einer aktuellen Studie von Bernd Wollmann und Petra Engl-Wurzer am Wiener Institut für Publizistik- und Kommunikationswissenschaft http://www.univie.ac.at/publizistik . Die Mehrheit der Journalisten geht zudem davon aus, dass auch die Branchenkollegen das Web zu Recherchezwecken nutzen, obwohl es als unglaubwürdig eingeschätzt wird. "Die meisten Medienvertreter sehen sich selbst in der Gatekeeperfunktion, also als regulierenden Filter. Dadurch erklärt sich der Widerspruch zwischen der Meinung über das Internet und dessen Nutzung", erklärt Bernd Wollmann im Interview mit pressetext.

Aus dem Studienergebnis lassen sich drei neue Journalistentypen ableiten: Typ Eins ist der selbstbewusste Internetskeptiker, der das Internet als Medium betrachtet, das traditionelle Recherchemethoden verdrängt und dadurch eine nachhaltige Veränderung des Arbeitens sowie des Berufsbildes des Journalisten begründet hat. Typ Zwei bezeichnet den kritischen Internetnutzer. Dieser betone besonders die eigene Funktion als Filter, erläutert Wollmann. Und Typ Drei, der Internetaffine Allrounder, kann grundsätzlich als neuer Typ von Journalisten gesehen werden. Dazu zählen besonders Frauen und junge Medienvertreter, während Typ Eins von älteren, männlichen Kollegen dominiert wird.

"Der mit zwei Dritteln derzeit noch vorherrschende Typ Eins wird in der Zukunft verschwinden, wohingegen sich Typ Drei mittelfristig zur Mehrheit entwickelt", sagt Wollmann gegenüber pressetext. Auffallend ist, dass ältere Journalisten in der Einführung und Anwendung des Internets nur einen weiteren Distributionskanal ohne größere Auswirkungen auf die eigenen Arbeitsbereiche sehen. Grundsätzlich schenken Männer der Online-Welt weniger Vertrauen als traditionellen Medien, während Frauen Print- und Audiovisuelle Medien nicht als glaubwürdiger als das Internet ansehen. 71 Prozent der befragten männlichen Journalisten verlassen sich eher auf traditionelle Medien, beim weiblichen Geschlecht sind es hingegen nur 48 Prozent.

Vor dem Hintergrund des Internetzeitalters glauben mittlerweile 87 Prozent aller Befragten, dass die Rolle des Journalisten als Gatekeeper wichtiger geworden ist. 70 Prozent denken, dass ihre Agenda-Setting-Funktion zugenommen hat. Viele Journalisten befinden sich laut Studienergebnis im Zustand einer kognitiven Dissonanz. Einstellung und Verhalten klaffen auseinander und es zeigt sich, dass Glaubwürdigkeit nicht der entscheidende Faktor für die Gesamtbeurteilung des Internet ist.

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