pte20061114002 Medien/Kommunikation

Zeitungen haben kein Interesse an Medientransparenz

"Wollen zeigen, dass Nachrichten nicht in Blackbox entstehen"


Erlangen (pte002/14.11.2006/06:10) Das Institut für Medienverantwortung (IMV) http://www.medienverantwortung.de hat diese Woche erstmals die bundesweite Aktion "Eine Woche Transparenz" gestartet, in der Lesern verschiedener Medien die Entstehung einer Nachricht näher gebracht werden soll. Doch den Medien liegt nicht viel daran, zu mehr Transparenz beizutragen, denn kein einziges Medium hat sich bereit erklärt an der Aktion teilzunehmen. Der Hintergrund dieser Aktion sind die Erfahrungen von Sabine Schiffer, Geschäftsführerin des privaten Institutes, im medienpädagogischen Bereich: "Der Entstehungsprozess einer Nachricht ist den Mediennutzern weitgehend unbekannt und dies lässt Raum für die Entstehung von Mythen und Verschwörungstheorien", sagt sie im pressetext-Interview.

Dass die Medien an der Transparenzwoche nicht teilnehmen, hat verschiedene Ursachen. So ist etwa in Printmedien der Platz knapp und teuer. "Die Grundidee ist gut, aber in der Praxis nicht umsetzbar. Das wäre ein unheimlicher textlicher Aufwand, der in einer Tageszeitung nicht möglich ist", argumentiert etwa Alexander Jungkunz, stellvertretender Chefredakteur bei den Nürnberger Nachrichten, gegenüber pressetext. Zudem seien die Quellen einer Nachricht und damit ein wesentlicher Teil ihrer Entstehung durch die Angabe der Agentur-Kürzel oder Autoren-Namen ohnehin stets zu erkennen. In einem Online-Medium wäre die Idee der Transparenzwoche schon eher vorstellbar, weil es dort das Platz-Problem nicht gebe, so Jungkunz. "Wir haben bei Spiegel Online und Focus Online angefragt, aber kurz vor Beginn der Transparenzwoche ist der Kontakt mit den zunächst zumindest teilweise interessierten Verantwortlichen abgebrochen", sagt Schiffer.

"Wenn deutlich gemacht wird, wie eine Nachricht entsteht, dass Information über Agenturwege und redaktionelle Arbeitsprozesse läuft, dann werden auch Qualitätsstandards definiert", ist Schiffer überzeugt. Sie ist allerdings erstaunt über die verhaltene Reaktion der Medien, die sich scheinbar nicht in die Suppe schauen lassen wollen. Die Transparenzwoche soll nun jedes Jahr stattfinden. "Es war vorauszusehen, dass sich so eine Initiative zunächst einmal durchsetzen muss", betont Schiffer, die sich zuversichtlich zeigt. "Man muss zeigen, dass Nachrichten etwas von Menschen Gemachtes sind und nicht in einer Blackbox entstehen", so Schiffer, die seit 15 Jahren als Medienpädagogin arbeitet.

Neben dieser bundesweiten Aktion startet das in Erlangen ansässige Institut in Kooperation mit der Volkshochschule Erlangen im Rahmen der zeitgleich stattfinden medienpädagogischen Woche eine lokale Veranstaltungsreihe zum Thema Mediengewalt. Das 2005 gegründete Institut hat zum Ziel die Kommunikation zwischen Mediennutzer und Medienmacher zu verbessern. Das IMV finanziert sich aus Seminaren und Vorträgen, die von den freien Mitarbeitern veranstaltet werden.

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