pte20061215021 Umwelt/Energie, Unternehmen/Wirtschaft

Waldbesitzer sind die Ölscheichs von morgen

Experten fordern gezieltere Förderung Erneuerbarer Energien


Bonn/Neuss (pte021/15.12.2006/12:25) Als "Ölscheichs von morgen" bezeichnet der Westerwälder Markus Mann http://www.mann-energie.de die deutschen Waldbesitzer. Sein Unternehmen produziert Holzpellets, die derzeit einen enormen Nachfrageschub erleben. "Holz ist nach wie vor der wichtigste Biomasse-Energieträger, den wir haben - und es ist ausreichend davon vorhanden", sagt Mann. Gab es 1999 nicht einmal 1.000 Holzpelletsheizungen in der Republik, sei die Zahl auf mittlerweile fast 70.000 gestiegen.

Erst vor wenigen Wochen wurde in Karlsruhe eine der größten Holzpellets-Heizungen Deutschlands in Betrieb genommen. Zwei Pellets-Kessel versorgen vier Wohnblöcke mit 136 Wohnungen über ein kleines Nahwärme-Netz. Andernorts gibt es vergleichbare Versuche mit Blockheizkraftwerken, die mit Rapsöl betrieben werden. Pflanzenöl läuft dem Erdöl den Rang als "flüssiges Gold" ab. Der Einsatz von Pflanzenöl als Treibstoff in pflanzenöltauglichen Dieselmotoren etwa gewinnt aus Gründen des Boden- und Gewässerschutzes, vor allem aber wegen der Minderung der Kohlendioxidbelastung an Bedeutung.

Erneuerbare Energien finden vor dem Hintergrund des langfristig steigenden Erdölpreises fruchtbaren Boden bei den deutschen Verbrauchern. Und die Bundesregierung unterstützt die Weiterentwicklung alternativer Energien bis 2009 mit rund zwei Mrd. Euro. "Biokraftstoffe sind bisher und auf absehbare Zeit die einzige erneuerbare Alternative zu fossilen Kraftstoffen. Sie können einen wichtigen Beitrag für Versorgungssicherheit, Klimaschutz und Wertschöpfung im ländlichen Raum leisten", erläuterte Clemens Neumann, Leiter der Abteilung Grundsatzangelegenheiten und Nachwachsende Rohstoffe im Bundeslandwirtschaftsministerium http://www.bmelv.de , bei der Vorstellung einer Studie zum Thema in Berlin.

Die von staatlicher Seite angekurbelten Forschungsbemühungen schlagen sich auch auf dem Arbeitsmarkt nieder: So rechnet das Bundesumweltministerium bis zum Jahr 2020 mit rund 300.000 Beschäftigten in der Branche. Derzeit seien es rund 170.000. "Seit die Europäische Kommission vorgeschrieben hat, dass die Mitgliedstaaten den Anteil von Biokraftstoffen am Kraftstoffverbrauch bis zum Jahr 2010 auf 5,75 Prozent steigern sollen, ist auch ein halbwegs kalkulierbarer Markt entstanden", berichtet die Frankfurter Allgemeine Zeitung. "Die Zwangsquote zur Beimischung dürfte eher steigen, und bis der Einfuhrzoll sinkt, können viele Jahre ins Land gehen. Die anderen Risiken wie die Gefahr von Überkapazitäten oder Preisschwankungen aufgrund veränderter Nachfrageverhältnisse sind dann eher wieder klassischer Natur." Europäischer Spitzenreiter beim Einsatz von Bioenergie ist Schweden. Danach folgen Finnland, Österreich und Dänemark. Der Anteil der erneuerbaren Energiequellen beträgt in Schweden bereits heute 28 Prozent. Die Stromproduktion erfolgt beispielsweise grundsätzlich ohne den Einsatz von fossilen Energieträgern. Selbst in den USA verzeichnet man ein Umdenken: Dort sollen bis zum Jahr 2025 Biokraftstoffe bis zu 75 Prozent der amerikanischen Rohölimporte aus dem Nahen Osten ersetzen. Bislang ist der Anteil der erneuerbaren Energien im Energiemix weltweit noch verschwindend gering. "Auf der Erde wachsen jedes Jahr rund 180 Mrd. Tonnen Biomasse heran. Von dieser gigantischen Menge werden derzeit lediglich fünf Prozent wirtschaftlich genutzt", so die FAZ.

Auch die Windenergie, deren Nutzen vielerorts nur unter Aspekten der landschaftlichen Ästhetik diskutiert wird, schwimmt auf einer Erfolgswelle. "Im Grunde genommen geht der Trend natürlich zu Offshore-Windparks, weil es den Menschen außerhalb seiner Blickweite nicht mehr tangiert", hat Tobias Janßen festgestellt. Er ist Vorstandschef der Beratungs- und Beteiligungsgesellschaft Goldfish Holdings Inc. http://www.goldfish-holdings.com in Neuss. Größere Anlagen auf dem Meer könnten aber letztlich auch effizienter arbeiten. Dabei erwartet er in Zukunft weitere technische Verbesserungen bei Offshore-Anlagen. Derzeit seien die Materialien sehr starr verbaut. In der Windrad-Narbe gebe es eine andere Krafteinwirkung als am Ende des Flügelblattes. Die hohen Abriebskräfte verursachten eine relativ schnelle Materialermüdung. Durch flexibleres Material erwartet er Verbesserungen.

Insbesondere beim Einsatz von Pflanzenölen in der Energieerzeugung sieht er enormes Potenzial. Auch aufgrund politischer Willensbekundungen zugunsten der Biokraftstoffe rechnet er mittelfristig mit einem Anteil von 15 bis 20 Prozent. "Natürlich hängt das aber auch von den politischen Rahmenbedingungen ab: Was wird gefördert, was wird wie besteuert?" Fördermittel für erneuerbare Energien dürften indes nicht planlos mit der Gießkanne verteilt werden. "Es muss die Wirtschaftlichkeit einzelner Anlagen geprüft werden", fordert Janßen im Gespräch mit pressetext. Auch müsse man dafür sorgen, dass das Zusammenspiel zwischen Förderung der Einzelinvestition und dem geopolitischen Gesamtbild stimme.

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