pte20070207005 Medizin/Wellness, Technologie/Digitalisierung

Jugendliche als unfreiwillige Konsumenten von Online-Pornografie

Forscher warnen vor negativen Folgen für psychische Entwicklung


New Hampshire / Innsbruck (pte005/07.02.2007/06:30) Ein Drittel aller Jugendlichen ist beim Surfen im Internet bereits auf Websites mit pornografischen Inhalten gestoßen. Wie eine Studie von Wissenschaftlern der Universität New Hampshire http://www.unh.edu/ zeigt, geschieht dies allerdings meist unbeabsichtigt. Innerhalb der vergangenen zwölf Monate waren 42 Prozent der Befragten auf pornografischen Seiten. Zwei Drittel der Befragten gaben dabei aber an, die Seiten nicht selbst aufgerufen zu haben.

Für ihre Studie befragten die Forscher 1.500 Internetnutzer im Alter zwischen 10 und 17 Jahren. Als pornografisch definierten sie dabei Websites, auf denen Menschen nackt oder bei sexuellen Handlungen zu sehen sind. "Für Jugendliche besteht die Gefahr solcher Darstellungen darin, dass ihre Vorstellung von Sexualität durch diese Angebote nachhaltig geprägt wird", sagt der Erziehungswissenschaftler Josef Aigner von der Universität Innsbruck http://www.uibk.ac.at im pressetext-Interview. "Die virtuelle und die reale Welt vermischen sich - vor allem dann, wenn kein korrigierender Einfluss, etwa durch die Eltern, ausgeübt wird."

Die meisten Jugendlichen, die bereits Websites mit pornografischen Inhalten gesehen hatten, waren zwischen 13 und 17 Jahre alt. Aber auch zehn- und elfjährige Kinder hatten unfreiwilligen Kontakt: etwa 17 Prozent der befragten Jungen und 16 Prozent der Mädchen waren schon auf pornografische Seiten. Nachdem sie sich über die Darstellungen zunächst schockiert zeigten, empfanden sie viele schon bald als normal. "Das sind Anzeichen von Abstumpfungserscheinungen", sagt Aigner. "Mit ihren pornografischen Darstellungen nehmen die Anbieter den Jugendlichen die positive Spannung vor ihren eigenen, realen Erfahrungen."

Eine besondere Verantwortung komme den Eltern zu. "Viele sind jedoch gar nicht dazu in der Lage ihren Kindern zur Seite zu stehen, weil sie keine Vorstellungen von den Angeboten im Internet haben," sagt Aigner. "Besorgte Eltern müssen sich deshalb zuvor selbst ein Bild machen. Dann können sie ihren Kindern am besten zur Seite stehen, etwa indem sie ihnen einen vitalen Austausch über ihre Erfahrungen anbieten."

Die meisten Jugendlichen wurden über "file-sharing"-Angebote mit Pornografie konfrontiert, andere Quellen waren etwa Chatrooms. Filterprogramme und Sperrdienste boten keinen vollständigen Schutz, wie die Wissenschaftler in ihrer Studie zeigen. Die Forscher fordern deshalb bessere Programme, welche den Schutz vor Angeboten der Pornoindustrie erhöhen, ohne dabei den Zugang zu anderen Seiten zu erschweren.

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