pte20070216002 Forschung/Entwicklung, Umwelt/Energie

Klimawandel trifft die Allerschwächsten am stärksten

Forschungsprojekt untersucht die Folgen der globalen Erwärmung


Berlin (pte002/16.02.2007/07:15) Der Klimawandel verstärkt die sozialen Ungleichheiten in Entwicklungsländern. Das ist das Ergebnis des Forschungsprojekts "Global Governance und Klimawandel" der Freien Universität Berlin http://www.fu-berlin.de/ . Demnach trifft die globale Erderwärmung Menschen, die bereits heute sozial und ökonomisch im Abseits stehen und deshalb auch keinen politischen Einfluss ausüben, besonders hart. "Die menschlichen Unsicherheiten werden in den Entwicklungsländern deshalb in Zukunft stark zunehmen", sagt Projektleiterin Kristina Dietz im Gespräch mit pressetext.

Die Forscher konzentrierten sich in ihrer Studie vor allem auf sozio-ökonomische und politische Folgen des Klimawandels in Nicaragua und Tansania. "Beide Staaten liegen in Regionen, die in der Vergangenheit besonders im Fokus der Klima- und Entwicklungspolitik standen", sagt Dietz. Tansania - von den Vereinten Nationen als Less Developed Country geführt - ist eines der ärmsten Länder der Erde. Als Folge der globalen Erderwärmung prognostizieren Klimaforscher zunehmend Dürren im Landesinneren und Überflutungen an den Küsten. In Nicaragua wird es dagegen an der Pazifikküste trockener, während die Atlantikseite zunehmend Wirbelstürmen ausgesetzt sein wird.

Die Wissenschaftler untersuchten, wie sich Akteure und Betroffene auf mehreren gesellschaftlichen Ebenen auf die Veränderungen des Klimawandels einstellen. Ihr Ergebnis: Anpassungspolitik betreiben beide Staaten vor allem auf nationaler Ebene. Im Fokus steht dabei vor allem der Schutz volkswirtschaftlich relevanter Sektoren - etwa des Tourismus oder des Agrarsektors. Investiert wird etwa in eine Verbesserung der Bewässerungsinfrastruktur oder in den Einsatz trocken-resistenten Saatgutes.

"Solche Maßnahmen begünstigen aber in erster Linie wohlhabendere Bevölkerungsschichten", sagt Dietz. "Soziale Ungleichheiten werden durch diese Politik weiter gefördert." Denn resistentes Saatgut sei beispielsweise teuer und somit für ländliche Kleinbauern kaum erschwinglich. Ihre soziale Situation würde sich deshalb weiter verschlechtern. Zugleich spielen arme Bevölkerungsgruppen in der Politik bereits heute kaum eine Rolle.

"Geringe soziale Stellung und fehlende politische Einflussnahme sind also eng miteinander verknüpft", sagt Dietz. "Die menschlichen Unsicherheiten sollten deshalb in Zukunft stärker in die gesellschaftlichen Debatten zur Klimaanpassungspolitik mit einbezogen werden." Denn bislang ziele die Politik allein auf die Stärkung wirtschaftlicher Sektoren ab und vernachlässige dabei die Lebensbedingungen der verarmten Bevölkerung. Der freie Zugang zu Landbesitz, Wasser und Bildung sei Grundvoraussetzung dafür, die mit dem Klimawandel einhergehenden sozialen Ungleichheiten zu begrenzen.

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