pte20070217006 Kultur/Lifestyle

Chinas Jugend: Sex-Probleme der anderen Art

Urlaubstrends: Partner gegen Bezahlung zum Eltern beschummeln gesucht


Beijing (pte006/17.02.2007/09:30) Der Wandel der Gesellschaft hat in China vor allem auch die Lebensgewohnheiten der Jugendlichen extrem verändert. Eines der größten Probleme betrifft das soziale Leben der jungen Generation. Die Zeitung China Daily http://www.chinadaily.com berichtet, dass junge Männer immer häufiger zu drastischen Mitteln greifen, um ihren Eltern eine Freundin vorzustellen.

Eines davon ist etwa, dass junge Männer Inserate aufgeben, in denen sie gegen Bezahlung ein Mädchen für die Begleitung zum traditionellen Spring Festival suchen. Gesehen wurden Anzeigen, in denen Mädchen 1.000 Yuan (umgerechnet etwa 100 Euro) für das zehntägige Festival inklusive Bekanntmachung mit den Eltern geboten wurden. Nach chinesischer Tradition ist es so, dass egal wie viel Arbeit da ist, das Frühlingsfest gemeinsam mit der Familie begangen wird - und dabei gehört es sich für junge Männer, den Eltern die Freundin vorzustellen. Jene, die zu den Zeitungsannoncen greifen, versprechen darin auch, dass keinerlei Pflichten zu Intimitäten bestehen.

Partnerschafts- und Heiratsexperten wie Wang Zhenyu von der Chinesischen Akademie für Sozialwissenschaften CASS haben im China Daily Kritik gegenüber den jungen Männern ausgesprochen und sie dazu aufgefordert, ehrlicher gegenüber ihren Eltern zu sein und auf solche Aktionen zu verzichten. Zudem warnte er vor den Gefahren solcher Annoncen.

Dass aber nicht nur die heterosexuelle Partnersuche im neuen, aufstrebenden China problematisch ist, weiß die berühmteste Sexologin des Reichs der Mitte, Li Yinhe vom CASS. Sie forderte zum vierten Mal die Legalisierung gleichgeschlechtlicher Heirat und erntete von ihren Kollegen offensichtlich sehr viel Spott dafür. Die liberale Forscherin, die sich auch offen für eine Legalisierung der Pornografie einsetzt, hat angekündigt, für eine gewisse Zeit keine öffentlichen Interviews mehr zu geben. Sie schrieb in einem Internet-Blog, dass sie generell auch davon Abstand nehmen werde, über das Thema Sex zu schreiben. Grund für ihren Rückzug sei Druck seitens der Kollegen und der Öffentlichkeit.

Dass ausgerechnet Li mundtot gemacht werden soll, trifft hart, denn sie wurde vom Magazin "People by Asiaweek" als eine der 50 einflussreichsten Chinesen gelistet. Im November 2006 wetterte sie gegen die lebenslange Verurteilung des Betreibers der größten Porno-Webseiten. Das Anti-Porno-Gesetz gehöre längst über Bord geworfen, meinte Li. Im Januar 2007 kritisierte sie den Rauswurf einer Polizistin, die sich offen zu einem Partnertausch bekannte. "Es gibt keine Kritik am Partnertausch, wenn die drei wesentlichen Prinzipien, der freie Wille, die Privatsphäre und Volljährigkeit erfüllt sind." Es gehe keinen Arbeitgeber an, was Angestellte in ihrer Freizeit tun würden und es gebe kein Recht in die Privatsphäre einzudringen.

Li hatte in ihrem Blog geschrieben, dass nicht alle Menschen, deren Rechte sie verteidige, schlechte Menschen sein würden, wie das behauptet werde. "Homosexuelle und Swinger sind ganz normale Menschen. Sie haben eben andere sexuelle Präferenzen", so die Sexualforscherin. "Ich denke übrigens auch, dass schlechte Menschen grundsätzliche Rechte wie das auf Nahrung und auf Sex haben. Das ist aber für meine Mitbürger offensichtlich schwer zu akzeptieren."

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