pte20070326031 Medien/Kommunikation, Kultur/Lifestyle

Das Musikalbum stirbt aus

Digitale Einzeltitel boomen


(Foto: fotodienst.at )
(Foto: fotodienst.at )

London (pte031/26.03.2007/13:50) Seit es Online-Musiktauschbörsen und iTunes gibt, verliert das klassische Musikalbum zunehmend seine tragende Bedeutung für die Musikindustrie. "Ich glaube das Album wird aussterben", ist Adam Sinnreich, Berater bei Radar Research, einer Medienberatungsfirma in Los Angeles, überzeugt. "Nur echt treue Fans kaufen ganze Alben. Die meisten Menschen tun das nicht mehr wirklich", bestätigt Vatana Shaw vom Frauen-Rapper-Trio Candy Hill in der New York Times Sinnreichs Vorhersage. Die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache: CD-Alben sowie auch deren digitale Version sind in den USA dieses Jahr bereits um 16 Prozent eingebrochen. Alex Jacob, Sprecher der europäischen Phonoverbände (IFPI), sieht zwar einen Trend, glaubt jedoch nicht an ein baldiges Ende des Musikalbums. "Zur Zeit stellen die digitalen Musikverkäufe weltweit nur zehn Prozent dar. Das Album ist weit entfernt davon auszusterben", sagt Jacob im pressetext-Gespräch.

Der Absatz digitaler Einzeltitel ist hingegen auf der Überholspur, denn im gleichen Zeitraum steigerte sich der Verkauf laut Nielsen SoundScan um 54 Prozent auf 189 Mio. verkaufte Titel. Das Internet ermöglicht Konsumenten die Wahl der Titel, statt wie früher ein ganzes Album kaufen zu müssen, auf dem ihnen höchstens zwei weitere Titel gefallen, begründen die Analysten die Tendenz. Auf der Suche nach Lösungen überprüfen die Musikverleger ihre Marketing-Strategien und Verträge. Die Industrie denkt über neue Geschäftsmodelle nach. So könnten die Plattenverlage in Zukunft die Rolle von Fanclubs übernehmen, bei denen Fans gegen eine monatliche Gebühr mit unterschiedlichen Produkten wie Musikaufnahmen, Videos und sonstigen Artikeln beliefert werden.

Nur einer von 19 Käufern digitaler Musik besorgt sich ein ganzes Album. Die Musiklabels setzen daher verstärkt auf den Verkauf von Singles und Handy-Klingeltönen. Gleichzeitig versuchen sie das Album noch so lange wie möglich vor dem kompletten Aussterben zu bewahren indem sie Käufern von digitalen Singles das gesamte Album schmackhaft machen. Apple plant gemeinsam mit mehreren Plattenverlagen ein Angebot, bei dem Käufer von Einzeltiteln beim Kauf des gesamten Albums die bereits bezahlten Titeln nicht noch mal zu zahlen brauchen, so wie es bisher der Fall ist.

Dennoch bezweifeln Analysten, dass solche Angebote den Tod des Albums langfristig hinauszögern können. Langspielalben würden in Zukunft nur noch als Nischenangebot bestimmter Musikrichtungen wie Klassik, Jazz oder bestimmter Rockbands eine Rolle spielen, so die Ansicht vieler Manager in der Musikbranche. Popmusik, Rap oder R'n'B sind hingegen stark an die Ausstrahlung ihrer Single-Auskopplungen im Radio gebunden. "Für einige Musikrichtungen und Künstler wird die Album-orientierte Arbeit bald der Vergangenheit angehören", glaubt auch Jeff Kempler, Geschäftsführer von EMIs Capitol Music Group. Der Ifpi hält an der Bedeutung physischer Verkäufe fest und rechnet, dass 2010 rund 75 Prozent der Musikverkäufe auf das Konto von CDs gehen werde, so Jacob.

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