pte20070411003 Medien/Kommunikation, Politik/Recht

Pulitzer-Preisträger: "USA zwingen der Welt Zensur auf"

3. Al-Jazeera Forum beleuchtet Nahen Osten in westlichen Medien


Die Medien und der Nahe Osten im Mittelpunkt des jährlichen Al-Jazeera Forums.
Die Medien und der Nahe Osten im Mittelpunkt des jährlichen Al-Jazeera Forums.

Doha (pte003/11.04.2007/06:20) Der Enthüllungsjournalist und Pulitzer-Preisträger Seymour Hersh hat auf dem 3. Al-Jazeera Forum in Doha/Qatar die USA kritisiert, die gesamte Welt einer kollektiven Zensur zu unterwerfen. Die USA würden den Iran mit Sanktionen erdrücken und die Staatsoberhäupter der mächtigsten Länder regelmäßig unter Druck setzen. Er sei daher froh zur Kenntnis zu nehmen, dass Al-Jazeera sich dieser Zensur widersetzt, zitiert US-Journalist Danny Schechter in seinem Blog http://www.newsdissector.org den preisgekrönten Key Note Speaker. Hersh ist nur einer von namhaften und renommierten Journalisten, die an dem dreitägigen Forum mit dem Titel "Media and the Middle East: Going beyond the Headlines" teilnahmen.

Im Mittelpunkt der Debatten des Forums standen die Konflikte, insbesondere der Krieg im Irak sowie die Vertiefung der Gräben zwischen dem Westen und den arabisch-muslimischen Ländern nach dem 11. September. "Zu einem Zeitpunkt, bei dem der Dialog zwischen Nord und Süd, West und Ost immer notwendiger geworden ist, ist die Rolle des Journalisten als Katalysator für diesen Dialog unverzichtbar geworden", lauteten die Worte von Wadah Khanfar, Direktor von Al-Jazeera, bei seiner Eröffnungsrede. Zentrale Fragen waren etwa, ob der Journalismus seine Kapazität verloren hat, den Behörden Stand zu halten und ob er sich von seiner Aufgabe, die Öffentlichkeit zu informieren, entfernt hat. "Wir führen einen Kampf, in dem es um Wahrheit und Propaganda geht", ist Hersh überzeugt. BBC-Journalist Martin Bell geht sogar noch weiter und behauptet: "Ein Journalist, der weder verhaftet noch bestraft worden ist, sollte sich Gedanken darüber machen, ob er tatsächlich Journalismus betreibt oder etwas anderes".

Ob die USA dem Rest der Welt tatsächlich Zensur aufzwingen, wollte man bei Reporter ohne Grenzen nicht kommentieren, da man sich dort auf die Situation der Pressefreiheit auf nationaler Ebene konzentriere, heißt es gegenüber pressetext. Die USA glänzten im vergangenen Jahr nicht gerade als Musterbeispiel für die Presse- und Meinungsäußerungsfreiheit. Laut dem Jahresbericht von Reporter ohne Grenzen hat sich die Situation 2006 in den USA weiter verschlechtert. Der Blogger und Journalist Josh Wolf wurde verhaftet und der sudanesische Kameramann für Al-Jazeera bleibt auch im fünften Jahr weiterhin ohne Anklage auf Guantanamo eingesperrt. Außerdem häufte sich weiter die Zahl der Strafen gegen Journalisten, die ihre Quellen vor US-Bundesgerichten nicht preisgeben wollten.

Im Iran haben kritische Journalisten einen schweren Stand. 2006 wurden mehrere Journalisten wegen regimekritischer Äußerungen heimlich verhaftet und der Kontakt zu ihren Anwälten verhindert. Die kurdischstämmige Journalistin Ayfer Serce aus der Türkei ist Ende Juli 2006 unter ungeklärten Umständen von der iranischen Armee getötet worden.

Weitere Vortragende des Forums waren der Rechtsprofessor Lawrence Lessig von der Stanford Law School als Key Note Speaker, Michael Oreskes, Chefredakteur der International Herald Tribune, Muhamad Musfir, Dozent am Institut für Politikwissenschaft der Qatar University und Daniel Dodd, Strategieleiter für Journalismus beim britischen Sender BBC. Die Teilnehmenden des Forums kamen hauptsächlich aus arabisch- und englischsprachigen Ländern. Französische und deutsche Medienvertreter waren unterrepräsentiert, obgleich Sender wie die Deutsche Welle und France 24, unter anderem ihren Fokus auf das Publikum im Nahen Osten gelegt haben und ihr Programm zum Teil auch in arabischer Sprache senden.

(Ende)
Aussender: pressetext.austria
Ansprechpartner: Linda Osusky
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