pte20070606003 Medien/Kommunikation, Politik/Recht

Medien bilden Frauen kleiner ab als Männer

Gender-Leitfaden rückt geschlechtsspezifische Unterschiede zurecht


In vielen Medien ist man von Geschlechtergerechtigkeit noch weit entfernt.
In vielen Medien ist man von Geschlechtergerechtigkeit noch weit entfernt.

Wien (pte003/06.06.2007/06:15) Der Gender-Gap in österreichischen Medien ist immer noch groß. So hat das Wiener technische Büro Knoll & Szalai http://www.knollszalai.at bei einer Analyse von 15 Zeitschriften aus den Bereichen Umwelt und nachhaltige Entwicklung im Auftrag des Lebensministeriums http://www.lebensministerium.at festgestellt, dass die Fotoabbildungen von Fachmännern um bis zu 25 Prozent größer sind als die von Fachfrauen. "Es ist noch einiges zu tun für die Geschlechtergerechtigkeit in den Medien. Das geht über die von uns untersuchten Fachthemenbereiche hinaus", sagt Bente Knoll, Landschafts- und Verkehrsplanerin bei der Agentur Knoll & Szalai, im pressetext-Gespräch.

In den Bereichen Umwelt und nachhaltige Entwicklung sei ohnehin von einer höheren Sensibilität bezüglich sozialer Verantwortung auszugehen, so Knoll. Aber auch hier sind Männer das dominante Geschlecht. So ergab die Studie, dass fast drei Viertel aller Experteninterviews mit Männern geführt wurden. Über drei Viertel der Stellungnahmen in den untersuchten Zeitschriften stammen ebenfalls von Männern. Knoll betont allerdings, dass bereits während der Befragungen für die Studie bei einigen Zeitschriften ein Umdenken einsetzte. "Schon allein die Fragen haben sehr viel bewirkt und manche Medien gehen mit den Bildern jetzt bewusster um", so die Medienexpertin.

Trotz des Nachholbedarfs gäbe es aber auch erfreuliche Entwicklungen. "Vor ein paar Jahren hat ein Medium Putzkübel noch mit Frauen abgelichtet. Heute steht zwar immer noch kein Mann daneben, der Putzkübel ist jedoch geschlechterneutral allein abgebildet", nennt Knoll ein Beispiel. Aber immer noch dominieren die Klischees bei den Rollenbildern, was heißt, dass Männer dozieren und Frauen zuhören.

Der Gender-Leitfaden für Medien enthält Tipps für eine gendergerechte Bildgestaltung, für den sprachflussoptimierten Gebrauch des Binnen-I oder für das Recherchieren mithilfe von Expertinnendatenbanken, wie etwa FemTech http://www.femtech.at , um Interviewpartnerinnen für die Medien ausfindig zu machen. "Den Medien kommt bei der Gender-Bewusstseinsbildung eine zentrale Rolle zu", betont Landschaftsplanerin und Medienexpertin Elke Szalai. Wie entscheidend geschlechtergerechter Gebrauch ist, zeigt ein Experiment, bei dem Frauen und Männer zur Nennung von Personen aus den Berufsgruppen Autoren/Autorinnen, Politiker/Politikerinnen und Schauspieler/Schauspielerinnen aufgefordert wurden. Wurde nur die männliche Form verwendet, gab es deutlich weniger Nennungen von Frauen. Werden weibliche Formen verwendet, ist die Nennung von Frauen viel höher.

(Ende)
Aussender: pressetext.austria
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