pte20070723018 Forschung/Entwicklung, Politik/Recht

Kinderpornos: Konsumenten neigen zu Missbrauch

"Wahnsinn beginnt in der Fantasie"


Die Studie zeigt den Zusammenhang zwischen Kinderpornografie und Missbrauch (Foto: Pixelio)
Die Studie zeigt den Zusammenhang zwischen Kinderpornografie und Missbrauch (Foto: Pixelio)

Washington (pte018/23.07.2007/13:55) Männer, die Kinderpornografie konsumieren, haben mit großer Wahrscheinlichkeit auch Kinder sexuell missbraucht. Zu diesem Ergebnis kommen amerikanische Psychologen bei einer noch unveröffentlichten Studie, die für Aufregung in Fachkreisen sorgt. 85 Prozent der befragten Internet-Straftäter hatten sexuelle Übergriffe zugegeben - von unangebrachten Berührungen bis zu Vergewaltigungen. Während manche Experten Angst vor Pauschalverurteilungen haben, sehen andere ihre Erfahrungen in der Studie bestätigt. " Der Wahnsinn beginnt in der Fantasie der Männer", erklärt Psychologin Claudia Pfefferkorn gegenüber pressetext. "Diesen Zusammenhang gibt es. Jeder Sexualstraftäter, mit dem ich je zu tun hatte, hatte auch Pornografie konsumiert."

Die Psychologen Andres H. Hernandez und Michael L. Bourke untersuchten 155 Gefängnisinsassen, die in Zusammenhang mit Kinderpornografie verurteilt worden waren und sich freiwillig einer Therapie unterzogen. Im Zuge ihrer Behandlung hatten die Straftäter ihre sexuelle Vorgeschichte anonym dokumentiert. Während Übergriffe nur bei 26 Prozent der Männer bekannt waren, zeigten die Fragebögen, dass bereits 85 Prozent Kinder missbraucht hatten. Anstatt den 75 identifizierten hatte es insgesamt 1.777 Opfer gegeben.

Die Tatsache, dass die Veröffentlichung der Forschungsergebnisse in einem wissenschaftlichen Magazin vom Bureau of Prison (BOP) bislang verhindert wurde, zeigt, dass offizielle Stellen besorgt sind, die Studie könnte fehlinterpretiert werden. Vorhergehende Untersuchungen hatten den Anteil an Übergriffen unter Kinderpornokonsumenten auf 30 bis 40 Prozent geschätzt. Die ausführenden Wissenschaftler der aktuellen Untersuchung räumen ein, dass die Werte bei Straftätern, die freiwillig Therapie in Anspruch nehmen, von jenen abweichen könnten, die keine Hilfe suchen.

Der Zusammenhang zwischen Kinderpornografie und Missbrauch muss jedoch ernst genommen werden. "Außerdem ist alleine der Konsum von Kinderpornografie strafbar", gibt Pfefferkorn zu bedenken. Nichtsdestotrotz sind die Strafen hier im Allgemeinen geringer als für sexuelle Übergriffe. Eine Lösung des Problems ist nicht in Sicht. "Wenn man Kinderpornografie ausrotten könnte, würden die Missbrauchsfälle wahrscheinlich zurückgehen", vermutet die Psychologin. Davon sei man allerdings noch weit entfernt.

(Ende)
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