pte20070807024 Medien/Kommunikation, Politik/Recht

Iran bringt kritische Zeitung zum Schweigen

Interview mit lesbischer Dichterin erzürnt Behörden


Iran legt Pressefreiheit Ketten an (Foto: rsf.org)
Iran legt Pressefreiheit Ketten an (Foto: rsf.org)

Teheran (pte024/07.08.2007/13:25) Im Iran wurde am Montag zum zweiten Mal die reformistische Zeitung "Sharq" von den Behörden verboten. Das Aus der Tageszeitung beschreibt allerdings nur einen von vielen Schritten, die der iranische Staat in den vergangenen Wochen und Monaten gegen Medien unternommen hat, die dem Präsidenten Mahmoud Ahmadinejad kritisch gegenüber stehen. Auslöser für das Verbot von "Sharq" war ein darin abgedrucktes Interview mit der in Kanada im Exil lebenden lesbischen Dichterin Saghi Qahraman. Die Autorin wolle Propaganda für Homosexualität machen, argumentierten die Staatsvertreter.

Im Iran steht auf Homosexualität die Todesstrafe. Eine offizielle "Entschuldigung" seitens der Zeitung, die auf der Titelseite abgedruckt wurde, sowie das Entfernen des betreffenden Artikels von der Webseite, verfehlten ihr Ziel. "Sharq" wurde zum zweiten Mal innerhalb eines Jahres von den Behörden verboten. Die Organisation Reporter ohne Grenzen (ROG) http://www.rsf.org verurteilte das Schließen der Tageszeitung aufs Schärfste. Gleichzeitig beklagt ROG die Verhaftung eines weiteren Journalisten im Iran. Die Situation sei inakzeptabel, mittlerweile würden elf Journalisten und Cyber-Dissidenten im Iran in Gefangenschaft gehalten, heißt es von Reporter ohne Grenzen auf Nachfrage von pressetext.

Ahmad Gholami, Chefredakteur von "Sharq", sieht in der Begründung für das Verbot bestenfalls eine willkomene Ausrede. "Die Veröffentlichung eines Interviews ist keine plausible Erklärung für das Einstellen einer Tageszeitung", klagt Gholami. Einige Beobachter des Vorfalls vermuten auch andere Hintergründe. Ein Grund für das Verbot könnte auch ein satirischer Artikel des bekannten Reformisten Masoud Behnoud gewesen sein, der am Sonntag in der Zeitung erschienen war. Behnoud hatte darin mit einer großen Portion Ironie angekündigt, bei den nächsten Wahlen für den amtierenden Präsidenten stimmen zu wollen.

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