pte20071211004 Medien/Kommunikation, Technologie/Digitalisierung

Hacker-Angriff auf Bild.de entpuppt sich als Marketinggag

Werbefachmann beurteilt Strategie hinter der Aktion kritisch


Vermeintlicher Hacker-Angriff entpuppte sich als Marketing-Ente (Foto: bild.de)
Vermeintlicher Hacker-Angriff entpuppte sich als Marketing-Ente (Foto: bild.de)

Berlin (pte004/11.12.2007/06:10) Dieses Wochenende hat ein vermeintlicher Hack der Homepage der Boulevard-Zeitung "Bild" http://www.bild.t-online.de für viel Diskussionsstoff in der Internet-Community gesorgt. Seit Samstag Morgen hatte beim Aufrufen der Bild-Webseite der Bildschirm bedenklich zu flackern begonnen. Kurz darauf erschien für Sekunden ein Bild einer Ente auf der Seite mit dem Versprechen "In wenigen Tagen schalten wir diese Webseite ab!". Der Verweis "Hacked by Cyberduckz" legte die Vermutung nahe, dass die Seite tatsächlich Opfer eines Hackangriffs geworden war. Zahlreiche Blogger und Journalisten wurden auf das Thema aufmerksam und verbreiteten es daraufhin im Internet. Mittlerweile scheint aber klar zu sein, dass es sich bei der Aktion um keine Attacke von Cyberkriminellen gehandelt hat. Vielmehr stellte sich das Ganze als reiner Marketinggag heraus, der die Aufmerksamkeit für den geplanten Relaunch der Seite Mitte Dezember ankurbeln soll.

"Aus Marketingperspektive erscheint mir eine derartige Aktion nicht unbedingt zielführend zu sein", erklärt Harald Schrefl, Inhaber der Online-Marketing-Agentur WebPerfect http://www.webperfect.at , im Gespräch mit pressetext. Schrefl könne sich zwar vorstellen, dass eine solche Marketingstrategie kurzfristig funktioniere, da so innerhalb kurzer Zeit viel Aufmerksamkeit erregt werden könne, übt gleichzeitig aber auch Kritik an diesem Vorgehen: "Wenn User denken, dass eine Webseite gehackt worden ist, wirkt dies nicht wirklich positiv auf das Image des Seitenbetreibers", stellt der Online-Marketingfachmann fest. Bei Nutzern würde so der Eindruck entstehen, dass sich auf der Seite eine massive Sicherheitslücke befinde. "Zudem nutzen sich solche Gags sehr rasch ab", ergänzt Schrefl abschließend.

Die optische Veränderung einer Webseite - sogenannte Defacements - sind bei Medienseiten keine Seltenheit. Normalerweise machen Cybervandalen von dieser Methode Gebrauch, um beispielsweise eine ganze Seite im Web zu ersetzen. Im Fall der angeblich für den Hack der Bild-Homepage verantwortlichen Gruppe "Cyberduckz" war das Vorgehen aber anders: Sie spielte ihr Defacement ganz regulär über den Werbe-Server der Seite auf, so wie alle anderen Anzeigen bei "Bild" auch. Von Hacker-Attacke kann also gar keine Rede sein. Hinzu kommt, dass die eingeblendete Grafik durch einen Mausklick auf das bekannte "Close X" am rechten Rand der Anzeige beendet werden konnte. Das entspricht dem Standard-Aufbau einer Overlay-Anzeige, wie sie bei der "Bild" unter Bezeichnung "LayerAd" angeboten wird.

Mit einer Ratio von mehr als zehn Klicks pro Webseitenbesuch ist "Bild" eine der umsatzstärksten Internetseiten in Deutschland. Entsprechend beliebt ist das Portal bei Werbetreibenden. Ob der aktuelle Marketinggag als Strategie aufgeht, wird die Zukunft zeigen. Ein offizielles Statement zum vermeintlichen Marketing-Hack liegt von Seiten des Unternehmens bislang jedenfalls noch nicht vor.

(Ende)
Aussender: pressetext.austria
Ansprechpartner: Markus Steiner
Tel.: +43-1-81140-317
E-Mail: steiner@pressetext.com
|