pte20071211030 Medien/Kommunikation, Politik/Recht

"Press Freedom Award 2008": Bulgarien und Rumänien im Visier

"Von unabhängiger Medienarbeit kann in diesen Ländern nicht die Rede sein"


Rubina Möhring bei der Ausschreibung des
Rubina Möhring bei der Ausschreibung des "Press Freedom Award 2008" (Foto: fotodienst.at)

Wien (pte030/11.12.2007/12:37) Reporter ohne Grenzen (ROG) Österreich http://www.rog.at hat heute, Dienstag, mit der Ausschreibung des "Press Freedom Award 2008" begonnen. Die Organisation verleiht diesen Award bereits seit dem Jahr 2001 an Journalisten aus den ost- und südosteuropäischen Reformstaaten. Ausgezeichnet werden damit kritische sowie investigative Publikationen zu Themen wie Demokratiepolitik, Pressefreiheit und Menschenrechten. Der Fokus liegt dieses Jahr auf den Zielländern Bulgarien und Rumänien und der jeweiligen Situation der Pressefreiheit in diesen Ländern. Vor allem im zivilgesellschaftlichen Bereich gäbe es in diesen neuen EU-Staaten noch viel an Aufbauarbeit zu leisten, ist man sich bei Reporter ohne Grenzen einig.

"Pressefreiheit ist ein wesentlicher Teil lebendiger Demokratien", erklärt Rubina Möhring, geschäftsführende Präsidentin ROG Österreich. Insofern sei die Verleihung des "Press Freedom Awards 2008" an Journalisten aus Ländern wie Rumänien und Bulgarien ein wichtiger Schritt, um so dortige Kollegen in ihrem Bestreben kritischen Journalismus zu betreiben unterstützen zu können. Gleichzeitig dürfe man aber auch nicht die Verhältnisse im eigenen Land außer Augen verlieren. "Es gilt, auch bei uns selbst sehr wachsam zu bleiben", meint Möhring und verweist auf das neue Sicherheitsgesetz in Österreich. Dieses stellt nach Meinung der ROG-Präsidentin einen wesentlichen Eingriff in die Grundrechte und in die Freiheit der persönlichen Meinungsäußerung dar. "Auch in Österreich ist es zu hinterfragen, ob Sicherheit wirklich so viel wichtiger ist als Menschenrechte", so Möhring.

Im Zuge der Vorbereitungen für den EU-Beitritt am 1. Jänner 2007 seien zwar in Bulgarien verschiedene Reformen durchgesetzt worden, trotz aller Bemühungen könne aber von einer unabhängigen Medienarbeit nicht die Rede sein, stellt Möhring fest. "Obwohl die Namen aller ehemaligen Agenten und Mitarbeiter des Geheimdienstes veröffentlicht worden sind, wird gegen niemanden Anklage erhoben", schildert sie. In Rumänien kämpfe man weiters gegen die gängige Methode der strafrechtlichen Verfolgung von Journalisten an. "Hier ist es auch Aufgabe von ROG, aktiv tätig zu werden", ergänzt Möhring. Zu diesem Zweck habe man einen Spendenaufruf aus aktuellem Anlass gestartet: Ein Menschenrechtsaktivist aus Serbien, auf den in seiner Heimat ein Kopfgeld von 50.000 Euro ausgesetzt worden ist, soll mit seiner Familie finanziell unterstützt werden.

"Insgesamt gesehen hat sich die Situation der Medien in Bulgarien und Rumänien in den letzten Jahren nur wenig verbessert", sagt Möhring. Man habe mehr Kontrollinstanzen eingerichtet und Ausbildungsprogramme für dortige Journalisten gestartet. "Das Problem ist aber, dass die alten Machthaber auch weiterhin ihre Positionen besetzen. Junge, gut ausgebildete Journalisten, die in ihr Land zurückkommen, finden so nicht die geeigneten Arbeitsbedingungen vor, um unabhängige Medienarbeit leisten zu können", resümiert die ROG-Präsidentin auf Anfrage von pressetext.

Der "Press Freedom Award 2008" ist mit 15.000 Euro Preisgeld dotiert und wird durch die OMV ermöglicht. Der Ehrenschutz liegt bei der österreichischen UNESCO-Kommission. Die Ausschreibungsfrist endet Mitte März, die Preisverleihung findet am 15. Mai um 17 Uhr im Parlament statt.

(Pressefotos zur Veranstaltung finden Sie unter http://www.fotodienst.at/browse.mc?album_id=1544 zum Download)

(Ende)
Aussender: pressetext.austria
Ansprechpartner: Markus Steiner
Tel.: +43-1-81140-317
E-Mail: steiner@pressetext.com
|