pte20071213001 Umwelt/Energie, Forschung/Entwicklung

Arktischer Sommer schon 2013 eisfrei

"Bisherige Berechnungen sind viel zu ungenau"


Washington/Wien (pte001/13.12.2007/06:05) Die bisher dramatischste Klimavorhersage ist vom Klimaexperten Wieslaw Maslowski von der Naval Postgraduate School http://www.nps.edu in Monterey beim jährlichen Treffen der American Geophysical Union präsentiert worden. Schon in fünf bis sechs Jahren wird der Nordpol im Sommer eisfrei sein. Bisherige Berechnungen wären falsch gewesen. Im diesjährigen Nordsommer war die nordpolare Eisscholle mit 4,1 Mio. Quadratkilometern so klein wie nie zuvor.

Interessanterweise wurde die diesjährige Eisdecke in den Berechnungen des Experten gar nicht erwähnt, denn Maslowskis Daten bezogen sich auf die Periode zwischen 1979 und 2004. "Unsere Berechnungen, wonach der Sommer 2013 erstmals eisfrei sein wird, hat auch den zweiten Rekordsommer 2005 nicht miteinbezogen", erklärt der Wissenschaftler. Würde man diese Ereignisse miteinbeziehen, könnte der Zeitpunkt 2013 noch als "konservativ gelten". Maslowskis Team mit Forschern der NASA und des Institute of Oceanology sowie der Polnischen Akademie der Wissenschaften hat Modellberechnungen für die polare Region untersucht.

"Ich bin der Meinung, dass diese Klimamodelle alle unterschätzen, welche Mengen an Hitze ans Meereis durch ozeanische Advektion abgegeben wird", meint der Forscher. Daran sei vor allem die niedrige räumliche Auflösung schuld, die wichtige Detailfaktoren nicht sichtbar mache. Die von Maslowski verwendeten Systeme zeichnen ein regionales High-Resolution-Bild der Region. Selbst das Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC) http://www.ipcc.ch verwende eine Reihe anderer Systeme. 2007 war die Eisdecke auf die minimale Fläche von 4,1 Mio. Quadratkilometer geschrumpft, 2005 lag der Wert bei 5,32 Mio. Quadratkilometer. Der durchschnittliche Wert lag zwischen 1979 und 2000 bei 6,74 Mio. Quadratkilometer.

Dass das Eis am Nordpol extrem ausdünnt, bestätigen auch andere Experten wie etwa Peter Wadhams von der britischen Cambridge University. Auch Umweltschützer warnen vor dem bisher weit unterschätzten Phänomen. "Dass die Ausdünnung der Eisdecke am Nordpol schneller vor sich geht, machen zahlreiche neuere Studien klar", meint Silvia Herrmann, Klimasprecherin bei GLOBAL2000 http://www.global2000.at gegenüber pressetext. "Die Schmelzprozesse schreiten wesentlich schneller voran, weil die Struktur des Eises viel poröser wird und dadurch die ganze Eisdecke an Stabilität verliert." Die Zeitperiode bis 2013 komme ihr allerdings sehr schnell vor. "Grundsätzlich ist das schon richtig, denn wir konnten in diesem Sommer auch eine eisfreie Nordwest-Passage beobachten", so Herrmann. Da die Umweltgruppe selbst allerdings keine wissenschaftlichen Daten erhebe, müsse man auch auf die Forschungsergebnisse der Universitäten und Institute zurückgreifen.

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