pte20080114030 Medizin/Wellness, Forschung/Entwicklung

Hydrocortison-Therapie bei Sepsis erhöht Überlebensrate nicht

Experten fordern restriktiveren Einsatz dieser Hormonersatztherapie


München (pte030/14.01.2008/13:55) Nach einer aktuellen Studie der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) München ist die nunmehr gängige Behandlung eines septischen Schocks mit Hydrocortison nicht in der Lage, die Überlebensrate der Patienten zu heben. In der aktuellen Ausgabe der Fachzeitschrift "New England Journal of Medicine (NEJM)" bestätigten die Wissenschaftler zwar, dass Hydrocortison hilft, ein Kreislaufversagen der Patienten rascher zu beheben. Dies habe allerdings keinen Einfluss auf die Überlebensrate, wie Studienautor Josef Briegel von der Klinik für Anästhesiologie an der LMU http://www.med.uni-muenchen.de berichtet.

Bei einer Sepsis können Krankheitserreger vom Immunsystem nicht mehr in Schach gehalten werden und breiten sich massiv aus. Es kann dann ein septischer Schock entstehen, bei dem sich die Entzündungsreaktion - also die Abwehr des Körpers - nicht mehr auf den Krankheitsherd beschränkt, sondern den gesamten Organismus ergreift. Das wiederum kann schwere Organschädigungen nach sich ziehen, etwa ein Nierenversagen oder die Ausfälle anderer Organe - und letztlich ein Kreislaufversagen. Nach Schätzungen stirbt jeder zweite Betroffene daran.

Seit den 1950er Jahren werden die in dieser Zeit erstmals pharmazeutisch verfügbaren Corticosteroide in der Therapie des septischen Schocks eingesetzt. Diese Substanzgruppe leitet sich vom Nebennierenrindenhormon Cortisol - dem klassischen Stresshormon - ab. "In den 80er Jahren hat man aber erkannt, dass der Einsatz der hochdosierten Corticosteroide keinen Vorteil bringt", berichtet Briegel. "Sie können den Patienten sogar schädigen." Briegel und sein Team konnte einige Zeit später das synthetische Cortisol-Analog Hydrocortison in der Therapie des septischen Schocks etablieren.

"Innerhalb weniger Jahre konnten wir und auch andere Arbeitsgruppen zeigen, dass sich das Kreislaufversagen des septischen Schocks mit Hilfe dieser Behandlung rascher beheben lässt", erklärt der Wissenschaftler. Ein französisches Forscherteam konnte nachweisen, dass dieser Therapieansatz auch mit einem verbesserten Überleben des schweren septischen Schocks verbunden ist. "Das betrifft vor allem Patienten, die bereits eine relative Nebenniereninsuffizienz aufweisen."

Im Rahmen der CORTICUS-Studiengruppe formierte sich dann mit Förderung der EU-Kommission eine internationale Gruppe von Intensivmedizinern. Ziel der Multicenterstudie war die Untersuchung, ob alle Patienten mit septischem Schock von der Hydrocortisontherapie profitieren. "Wir konnten tatsächlich erneut nachweisen, dass das Kreislaufversagen des septischen Schocks mit Hilfe dieser Substanz schneller zu beheben ist", erklärt Briegel. "Dieses positive Ergebnis hat aber keinen Einfluss auf die Überlebensrate der Patienten. Lediglich Patienten mit einer besonders schweren Form des septischen Schocks überleben mit Hydrocortison häufiger. Das Ergebnis unserer Studie wird also zu einer restriktiveren Handhabung dieser Hormonersatztherapie bei Intensivpatienten führen müssen", so der Wissenschaftler abschließend.

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