pte20080422002 Medien/Kommunikation, Technologie/Digitalisierung

Print-Überlebenskampf: "Schöne Verpackung reicht nicht"

European Newspaper Congress sucht Wege aus der Online-Sinnkrise


9. European Newspaper Congress im Wiener Rathaus (Foto: fotodienst.at)
9. European Newspaper Congress im Wiener Rathaus (Foto: fotodienst.at)

Wien (pte002/22.04.2008/06:10) Im Kampf gegen sinkende Marktanteile und die wachsende Online-Konkurrenz besinnen sich europäische Zeitungsmacher verstärkt auf die Kraft der Visualisierung. Mit Fotoreportagen und freigeräumten, bildkräftigen Titelseiten könnten Printmedien ihr Potenzial so richtig ausspielen und auch gegen das Internet punkten, lautete die Botschaft von Norbert Küpper, Gründer und Organisator des gestern, Montag, eröffneten European Newspaper Congress http://www.newspaper-congress.de/ in Wien. Neben skandinavischen Zeitungen auf dem Gebiet der Fotoreportagen hob Küpper auch die britische Printbranche als Positiv-Beispiel hervor: "Es ist die Kunst der britischen Kollegen, ein einziges großartiges Bild zur Illustration auszuwählen und nicht 34."

Dass optimiertes Design und kraftvolle Visualisierung der Weisheit letzter Schluss sind, bezweifelte indes Journalisten-Coach Peter Linden in seinem Vortrag. "Eine schöne Verpackung allein reicht nicht. Vielmehr muss diese Verpackung auch mit wunderbarem Inhalt befüllt werden", plädierte Linden für mehr journalistische Kompetenz in der Berichterstattung. Dazu müssten sich Zeitungsmacher aber auch im Klaren sein, dass manche Inhalte eben nicht in 40 bis 50 Zeilen verpackt werden können, meinte Linden weiter. "Bei all den Feierlichkeiten für Weißstellen und schönes Design wird oft übersehen, wie viel Platz eine Geschichte braucht, um erzählt zu werden."

Journalisten wiederum forderte Linden auf, die Visualisierung der Geschichten nicht allein den Designern und Grafikern zu überlassen. So gelte es über die Sprache ein visuelles Kino im Kopf der Leser zu entwerfen, das in der Lage sei, komplexe Nachrichten und Sachverhalte so zu veranschaulichen, dass man sie als Leser auch begreifen könne. In diesem Zusammenhang verwies Linden auf die derzeit stattfindende Renaissance des narrativen Schreibens, was sich etwa in der großen Popularität von Zeitungsreportagen zeige.

Keine Berührungsängste zwischen Print und Online zeigte bei seinem gestrigen Auftritt Christoph Keese, Chefredakteur von Welt Online und Welt am Sonntag. "Print und Online werden auch in Zukunft nebeneinander bestehen können. Allen Zeitungsmachern sei allerdings geraten, die Kannibalisierungsfrage erst gar nicht zu stellen. Sonst steht man sich bei seinem eigenen Internet-Auftritt letztlich nur im Weg", erklärte Keese. Für die Zeitung spreche neben einem anderen Zielpublikum aber die optische Opulenz, die das Internet in dieser Form nie erreichen könne. "Erzählen, zeigen und erklären - das kann nur die Zeitung", folgerte Keese ungeachtet der erfolgreichen Entwicklung seines Mediums im Online-Bereich.

Fotos zur Veranstaltung finden Sie unter http://fotodienst.at/browse.mc?album_id=1729 zum Download.

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