pte20080519025 Unternehmen/Wirtschaft, Bildung/Karriere

Deutsche Top-Manager kassieren weiter kräftig ab

Schere zwischen Normal- und Spitzenverdienern öffnet sich zusehends


Top-Manager weiter massiv in der Kritik (Foto: pixelio.de, Siegfried Fries)
Top-Manager weiter massiv in der Kritik (Foto: pixelio.de, Siegfried Fries)

Düsseldorf (pte025/19.05.2008/13:00) Obwohl die Zeit drastischer Gehaltszuwächse bei deutschen Führungskräften vorbei ist, haben 51 Prozent der Führungskräfte 2007 höhere Bonuszahlungen erhalten. Aber "nur" ein Fünftel bekam einen Zuschlag von mehr als 20 Prozent. Vor allem die Spitzenverdiener (39 Prozent) mit einem Jahreseinkommen von mehr als 200.000 Euro meldeten für das vergangene Jahr signifikant gestiegene Sonderzahlungen. In der Gehaltsklasse bis 100.000 Euro konnten sich hingegen nur 15 Prozent über einen vergleichbar hohen Zuschlag freuen. 17 Prozent mussten gesunkene Boni hinnehmen, während die Höchstverdienenden davon nur zu sieben Prozent betroffen waren. Zu diesen Ergebnissen gelangt eine heute, Montag, von der Personalberatung Lachner Aden Beyer & Company http://www.labcompany.net präsentierte Bonuserhebung. "Diese Entwicklung ist gesellschafts- wie wirtschaftspolitisch absolut verantwortungslos und erfordert ein Umdenken bei denjenigen, die diese Situation derzeit noch begünstigen", erläutert Matthias Grundmann, geschäftsführender Direktor am Institut für Soziologie der Universität Münster http://egora.uni-muenster.de/ifs , im Gespräch mit pressetext.

Die Experten kommen bei der Auswertung der Daten zu dem Schluss, dass sich ein ohnehin bereits subjektiv wahrgenommener Trend bestätigt. Dieser spiegelt sich vor allem in der sich nach wie vor scheinbar unaufhaltsam fortsetzenden Auseinanderbewegung der Gehaltsschere zwischen Höchst- und Normalverdienern wider. Selbst die zuletzt bei der Steuerhinterziehung des ehemaligen Post-Chefs Klaus Zumwinkel politisch geäußerte Kritik konnte diese Entwicklung nicht bremsen (pressetext berichtete: http://pte.at/pte.mc?pte=080214039 ). Dass dadurch das Manager-Image in der Bundesrepublik mittlerweile am Boden liegt, ist für die Experten nicht verwunderlich. "Den meisten Unternehmen bleibt nichts anderes übrig, als die Gehälter nach und nach weiter hochzuschrauben. Denn im Führungskräftebereich sitzen die Arbeitnehmer am längeren Hebel", sagt Klaus Aden, geschäftsführender Gesellschafter von Lachner Aden Beyer & Company.

Diese Ungleichgewichtung gegenüber den Normalverdienern zeigt sich vorrangig darin, dass sogar bei den erfreulich wenigen Unternehmen, die im abgelaufenen Geschäftsjahr gesunkene Gewinne zu verbuchen hatten, immerhin ein Viertel dieser Firmen ihren Managern trotz der wirtschaftlich nur bedingt positiven Entwicklung höhere Boni bezahlen. Laut Aden sei dies ein zusätzlicher Beleg für die aktuell starke Positionierung der Manager in den Unternehmen. "Allein betriebswirtschaftlich betrachtet habe ich bei dieser Vergütungspraxis große Bedenken. Soziale Verantwortung wird hier mit Füßen getreten", so Grundmann. Zudem haben branchenspezifische Entwicklungen Einfluss auf die Gehaltsentwicklung der Top-Manager. Gestiegene Boni meldeten vor allem Führungskräfte der Beraterbranche (62 Prozent) und der IT mit 59 Prozent. Schlusslicht ist die Finanzdienstleistungsbranche mit nur 48 Prozent. Dennoch gibt es bei der Aufsichtsratsvergütung in deutschen Unternehmen, die zumeist börsennotiert sind, ein enormes Gefälle, wie der Focus berichtet. So verdient der Aufsichtsratschef der Deutschen Bank fast 20 mal mehr als sein Kollege von Adidas.

Während der bis November 2007 amtierende Chef der Vorstandskontrolleure bei Adidas, Henri Filho, "nur" 35.816 Euro bekam, verdiente Clemens Börsig, Aufsichtsratsboss der Deutschen Bank, 2007 eine Gesamtvergütung von 662.667 Euro. Dies entspricht einer Steigerung um satte 1.850 Prozent, die daraus folgt, dass Börsig seine Vergütungen verdoppeln konnte. Vor allem das zweistufige Vergütungsmodell erlaubt es den Managern neben einem Fixum eine erfolgsabhängige Entlohung einzustreichen, die sich wiederum an der Dividende bemisst. Somit verdienen die rund 500 Aufsichtsräte der 30 größten Konzerne jährlich rund 60 Mio. Euro. "Deutschland ist bei dieser Entwicklung jedoch keine Ausnahme. Vor allem in den USA ist dies ein genereller Trend", unterstreicht Grundmann auf Nachfrage von pressetext. Als Paradebeispiel für ein Unternehmen, das trotz einer schwierigen Wirtschaftslage seinen Firmenkontrolleuren gestiegene Boni auszahlte, kann der Chipgigant Infineon http://www.infineon.de gelten, so der Focus-Bericht.

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