pte20080813003 Umwelt/Energie, Forschung/Entwicklung

Anti-Haft-Wanze trotzt klebriger Pflanze

Natur liefert Vorbild für neue Haft- und Antihaftschichten


Stuttgart (pte003/13.08.2008/06:05) Einem Forscherteam des Max-Planck-Instituts für Metallforschung http://www.mf.mpg.de ist es gelungen, einen Trick einer Weichwanze zu entlarven: Im Journal of Experimental Biology beschreiben die Wissenschaftler, warum sich alle Insekten rettungslos im extrem klebrigen, visko-elastischen und harzigen Sekret der südafrikanischen Wanzenpflanze Roridula gorgonias verfangen, nur die Weichwanze Pameridea roridulae nicht.

"Die Lösung des Rätsels ist, dass diese Wanzen einen dicken, schmierigen Sekretfilm ausscheiden, der als Anti-Haft-Schicht wirkt und sie ganz locker über die klebrigen Härchen der Pflanze wandern läßt", so die Forschungsexpertin Dagmar Voigt gegenüber pressetext. Die Symbiose zwischen der in Südafrika heimischen Pflanze und der Wanze interessiert die Forscherin bereits seit einigen Jahren. "Bei der Pflanze handelt es sich um eine präkarnivore Art, die keine Verdauungsenzyme bildet und daher die gefangenen Insekten nicht verdauen kann. Sie ernährt sich allerdings vom Kot der Weichwanzen", so Voigt. Für die Weichwanzen wiederum bietet die Pflanze einen optimalen Mittagstisch. Sie saugen die gefangenen Insekten auf der Pflanze aus.

Voigt und ihr Fachkollege Stanislav Gorb sind diesem Phänomen nachgegangen und haben die Wanze in einem Blatt von Roridula gorgonias komplett eingerollt. "Wir waren völlig erstaunt als wir das Blatt wieder entrollten und die Wanze unbehelligt weiterspazierte, wo andere Insekten total verklebt und hängen geblieben wären", meint Voigt. Das Geheimnis der Wanzen liege in einem schmierigen Sekret, das ihren gesamten Körper bedeckt und sie offenbar nicht-haftend macht. "Unter dem Kryo-Rasterelektronenmikroskop konnten wir sehen, dass diese Schicht mit 620 Nanometern 30-mal dicker war als beispielsweise bei der Schmeißfliege, die zu den typischen Beuteinsekten der Pflanze gehört." Andere Insekten bilden hingegen teilweise nur fragmentierte Schutzschichten.

Was die Forscher an der Untersuchung auch faszinierte, war die Tatsache, wie stark die Klebekräfte der Pflanze bei den Insekten wirken. "Versucht eine festgeklebte Fliege sich durch Zappeln wieder zu lösen und zu entkommen, so können sich Sekretfäden von bis zu fünf Zentimeter Länge bilden, in denen sich die Insekten mehr und mehr verfangen", so die Forscherin. "Bei den Wanzen hingegen reißen diese Ziehfäden nach maximal eineinhalb Zentimetern wieder ab. Dabei müssen diese nur halb so viel Energie für den Befreiungsversuch aufnehmen", erklärt Voigt. Dieses natürliche Phänomen wollen die Forscher in Zukunft zur Erfindung neuer Haft- und Antihaftschichten nutzen.

(Ende)
Aussender: pressetext.deutschland
Ansprechpartner: Wolfgang Weitlaner
Tel.: +43-1-81140-307
E-Mail: weitlaner@pressetext.com
|