pte20080920002 Unternehmen/Wirtschaft, Handel/Dienstleistungen

Vertrauen in deutsche Banken erschüttert

Regulierungen sowie Einschränkungen für Short Selling gefordert


Bankenvertrauen der Deutschen schwindet (Foto: pixelio.de, chw)
Bankenvertrauen der Deutschen schwindet (Foto: pixelio.de, chw)

Friedrichshafen/Münster/Köln (pte002/20.09.2008/06:05) Nach dem Konkurs der US-Investmentbank Lehman Brothers und der Rettungsaktion für den Versicherungsriesen AIG (pressetext berichtete: http://pte.at/pte.mc?pte=080917022) befindet sich nun auch die deutsche Bankenbranche in einer tiefen Vertrauenskrise. Dies zeigt sich darin, dass bereits 70 Prozent der befragten Deutschen grundsätzlich kaum mehr Vertrauen in die Finanzbranche haben. Diese Zahl ist deshalb so dramatisch, da zeitgleich 96 Prozent der deutschen Bankkunden angaben, dass ein hohes Vertrauen zu ihrer Bank notwendig sei, um überhaupt Geschäfte mit ihr zu tätigen. Dies ist das Fazit des "MRI Vertrauensbarometers Deutschland", das vom Münster Research Institute in Zusammenarbeit mit der Zeppelin Universität Friedrichshafen http://www.zeppelin-university.de durchgeführt wurde.

"Der immense Vertrauensverlust der Bankkunden in die Finanzlandschaft verwundert mich angesichts der Hiobsbotschaften der zurückliegenden Woche nicht. Obwohl die Regulierung in Deutschland begonnen wurde, muss vor allem beim Short Sellings unbedingt nachgebessert werden", unterstreicht Ulrich Stockheim, Finanzexperte und Geschäftsführer der Stockheim Media GmbH http://www.stockheim-media.com , gegenüber pressetext. Laut dem Fachmann ist das Short Selling, also der Leerverkauf, bei dem sich Verkäufer erhoffen, vom erwarteten Kursverfall eines Wertpapiers zu profitieren, maßgeblich Schuld an der Krise. Dabei stoßen Verkäufer die Papiere jetzt ab, die nicht in ihrem Besitz sind und hoffen, diese in der Zukunft billiger zurückzukaufen. Dies funktioniert, da an der Börse die zeitliche Reihenfolge, in der Käufe und Verkäufe stattfinden, für die Höhe des erzielten Reinertrags keine Rolle spielt.

Wegen dieser komplexen Finanzprodukte, deren spekulativer Handel zum Platzen der Blase geführt hat, sinkt auch die Einschätzung der Kunden hinsichtlich der Kompetenz von Banken. So sprechen 63 Prozent der Kunden den Finanzinstituten keine ausdrückliche Kompetenz zu. Nicht besser sieht es mit der Bewertung in Hinblick auf die wahrgenommene Kompetenz der Mitarbeiter aus. Die Ansicht, dass die Bankangestellten generell nicht so viel wissen, wie sie wissen sollten, teilen laut der Untersuchung bereits 55 Prozent. Darüber hinaus wird auch die Ehrlichkeit der Finanzdienstleister stark angezweifelt. Dass Banken die ehrlichsten Firmen sind, sehen nur 14 Prozent so, während über die Hälfte der Kunden sagen, von den Mitarbeitern keine objektiven Informationen zu erhalten. Vorbehalte der Kunden in die Banken werden dadurch bestätigt, dass nur 18 Prozent diese als Problemlöser ansehen.

"Die Ergebnisse sind erschreckend. Die deutschen Banken sollten dringend versuchen, das Vertrauen ihrer Kunden zurück zu gewinnen", meint hingegen Peter Kenning, Studienautor und Lehrstuhlinhaber für Marketing an der Zeppelin Universität Friedrichshafen. Die Sorgen der Fachleute scheinen nicht unbegründet zu sein. Wegen der Pleite von Lehman Brothers machen sich Kunden bereits Gedanken über ihre Ersparnisse hinsichtlich der deutschen Firmenzentrale. Obwohl der Lehman-Brothers-Konkurs hierzulande von der deutschen Einlagensicherung der privaten Banken in ihren Folgen abgesichert ist, bleiben Zweifel, dass bei weiteren Notfällen nichts mehr im Sicherungstopf zurückbleiben könnte. Einem Focus-Bericht nach rechnen Finanzmarktexperten damit, dass die Sicherheitseinrichtung der privaten Banken bis zu sechs Mrd. Euro für Lehman Brothers in Deutschland gerade stehen muss.

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