pte20081030032 Medien/Kommunikation, Produkte/Innovationen

Vermisstenfotos von Kindern oft unbrauchbar

Realistische Fotos steigern die Wiedererkennung


Eltern vermisster Kinder sollten der Polizei verschiedene Fotos liefern (Foto: pixelio.de/Rike)
Eltern vermisster Kinder sollten der Polizei verschiedene Fotos liefern (Foto: pixelio.de/Rike)

Hamburg (pte032/30.10.2008/13:59) Fahndungsfotos von entführten oder generell vermissten Kindern sind oft unbrauchbar. Zu diesem Schluss kommen Psychologen der Mississippi State University in der Zeitschrift "Applied Cognitive Psychology". Die Wissenschaftler kritisieren, dass die veröffentlichten Fotos der Bevölkerung nur beschränkt brauchbare Informationen liefern. Der wirkliche äußerliche Zustand von Entführungsopfern oder sonstigen Vermissten sei ein anderer als der, wenn Kinder lächelnd und gepflegt vom Schulfotografen abgelichtet werden.

Vielmehr sind vermisste Kinder kaum wiedererkennbar, wenn sie ungepflegt, verängstigt oder zornig sind. Das fanden Psychologen heraus, indem sie 150 Erwachsenen die Aufgaben stellten, Kinder auf verschiedenen Fotos wiederzuerkennen. Zeigten die Bilder mehrmals lächelnde, gepflegte Kindergesichter, konnten die Paare mühelos gefunden werden. War jedoch dasselbe Kind auf einem Foto traurig, schmutzig, müde oder wütend, war die Wiedererkennung weitaus geringer. Fotos sollten daher dem tatsächlichen Aussehen des gesuchten Kindes zum Zeitpunkt der Suche möglichst entsprechen, folgerten die Wissenschaftler. Wenn Eltern von vermissten Kindern der Polizei Fotos in unterschiedlichen Situationen weiterleiteten, steigere das die Chancen auf Wiedererkennung, so die Forscher.

Der Vermisstenexperte Lars Bruhns macht jedoch darauf aufmerksam, dass auch die Aufmerksamkeit der Bevölkerung wichtiger Faktor bei der Personensuche sei. "Leute sehen mehr auf Fotos von Kindern, die nett und gut aussehen", so der Gründer der Elterninitiative vermisste Kinder http://www.vermisste-kinder.de , im pressetext-Interview. Beim Foto komme es vor allem darauf an, dass es schnell veröffentlicht werde. Entführungsopfer hätten innerhalb von drei Stunden noch gute Chancen, gefunden zu werden. "Alles weitere ist oft uneinholbar." Die weitergeleiteten Fotos sollten in möglichst guter Auflösung sein, damit sie bei Bedarf auch für großflächige Plakate geeignet seien. Statistiken von Seitenaufrufen hätten laut Bruhns gezeigt, dass Fahndungsfotos von Mädchen viel öfter abgerufen werden als diejenigen von Jungen.

Die Technologien für die Personensuche verfeinern sich ständig, verdeutlicht Bruhns. Schon heute kann man mittels Programmen biometrischer Gesichtserkennung aus Datenbanken mit mehreren Millionen Fotos einzelne Gesichter herausfiltern. Ein von einem beliebigen Internetnutzer zufällig geschossenes und online gestelltes Foto kann somit Hinweise auf den Aufenthaltsort einer gesuchten Person geben. Der deutsche Kriminalpsychologe Adolf Gallwitz hingegen lässt das Foto eines bereits vor längerer Zeit entführten Kindes altern, was eine genaue Analyse der Fotos von Eltern und Großeltern möglich macht. Zudem werden immer mehr Videos auf Videoportalen bei der internationalen Suche von Langzeitvermissten eingesetzt.

Wenn Eltern ihr Kind vermissen, ist schnelle Reaktion oft für den weiteren Suchverlauf entscheidend, so der Vermisstenexperte. Verlaufen Telefonate mit Freunde und Bekannte erfolglos und ist das Kind auch bei den vermuteten Aufenthaltsorten nicht auffindbar, sollte rasch die Polizei verständigt werden. Von den bis zu 80.000 Kindern, die in Deutschland jährlich als vermisst gemeldet werden, kehren 98 Prozent innerhalb zwei Wochen selbst wieder zurück. Die restlichen Fälle sind oft auf den Kindesentzug eines Elternteils zurückzuführen, ein kleiner Anteil hat kriminelle Hintergründe.

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