pte20081105031 Medien/Kommunikation, Politik/Recht

Obama siegt: TV-Sender üben Vorsicht bei Ergebnisbekanntgabe

Onlinemedien verkünden Präsidenten 90 Minuten früher


Auch CNN beweist Geduld  (Foto: cnn.com)
Auch CNN beweist Geduld (Foto: cnn.com)

Washington (pte031/05.11.2008/12:40) Die großen US-Networks haben sich bei der Ergebnisbekanntgabe dieser Präsidentschaftswahlen weitaus vorsichtiger gezeigt als in der Vergangenheit. Nachdem sich bei den vorangegangenen Wahlen sowohl im Jahr 2000 als auch 2004 die meisten TV-Stationen auf Grundlage von Exit Polls frühzeitig zu weit aus dem Fenster gelehnt und am Ende falsche Resultate verbreitet hatten, wollte sich in der Nacht von Dienstag auf Mittwoch niemand mehr derart in die Nesseln setzen. Wie die New York Times berichtet, war die Angst der einzelnen Sender zu groß, ein Konkurrent könne bei der Bekanntgabe des tatsächlichen, gesicherten Wahlausgangs die Nase vorn haben. Weniger genau nahmen es hingegen viele Onlinemedien. So wurde Barack Obama auf Webseiten wie dem Magazin Slate http://www.slate.com , der Huffington Post http://www.huffingtonpost.com oder The Page http://thepage.time.com bereits um rund 90 Minuten früher zum neuen Präsidenten erklärt als von den Fernsehsendern.

"Die US-Sender haben inzwischen wohl gelernt, Prognosen im Vorfeld der Wahl vorsichtiger zu bewerten und damit nicht nach Bekanntgabe der Ergebnisse der ersten Bundesstaaten das Gesamt-Ergebnis aus der Hüfte zu schießen", meint Kai-Uwe Weidlich, Medienexperte und Geschäftsführer vom Medien Institut Ludwigshafen http://www.medien-institut.de, gegenüber pressetext. Die TV-Stationen hatten sich zwar außerordentlich für die Wahlnacht gerüstet, CNN beispielsweise brachte Hologramme zum Einsatz, um gegen die starke Konkurrenz aus dem Web zu bestehen und möglichst schnell einen Gewinner verlautbaren zu können. Doch letztlich übten sie sich in Vorsicht und erklärten, dass die Nachwahlbefragungen keine vorzeitigen Prognosen zum Ergebnis zulassen würden.

Es scheint als hätten durchwegs alle US-Sender ihre Lektion gelernt. Im Jahr 2000 beispielsweise war der Demokrat Al Gore frühzeitig zum Gewinner des Bundesstaates Florida erklärt worden. Letztlich mussten sämtliche Networks ihre Meldungen korrigieren, weil die Stimmen doch an die Republikaner gingen. Ähnliche Pannen gab es 2004 im Rennen zwischen Bush und Kerry. Inwiefern die falschen Berichte den Sendern schadeten bzw. grundsätzlich schaden können, ist differenziert zu betrachten. "Hier gilt die intuitive Psychologie des Volksmundes: Wer einmal lügt dem glaubt man nicht. Wie groß der Schaden ist, hängt natürlich von der generellen Glaubwürdigkeit des Senders ab", so Weidlich im pressetext-Interview. Auf europäische Verhältnisse übertragen würden Falschmeldungen der ARD oder dem ORF mehr schaden, als einem kleinen Privatsender, dem man ohnehin kaum Kompetenz im Nachrichtenbereich zubillige.

Insgesamt hielten die sechs großen Nachrichtenorganisationen in den USA (ABC, NBC, CBS, Fox, CNN und die Associated Press) allesamt ihre Ergebnisse um vier Stunden länger zurück als im Jahr 2004. Dafür stand beispielsweise auf dem Politikportal The Page eineinhalb Stunden vor der Bekanntgabe im TV zu lesen: "Die Sender werden es euch nicht sagen, aber The Page macht es: Barack Obama wird der 44. Präsident der Vereinigten Staaten sein."

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