pte20081113004 Medien/Kommunikation, Technologie/Digitalisierung

YouTube-Filmservice kann iTunes nicht ausstechen

Werbefinanzierte Dienste erhalten oft zweitklassigen Content


MGM bietet überwiegend alte Schinken (Foto: youtube.com)
MGM bietet überwiegend alte Schinken (Foto: youtube.com)

Hollywood (pte004/13.11.2008/06:15) Der geplante YouTube-Spielfilmkanal kann kostenpflichtigen Downloaddiensten wie iTunes nur schwer das Wasser reichen. Obwohl die Videoplattform mit MGM bereits ein gewichtiges Hollywoodstudio als Partner gewinnen konnte (pressetext berichtete: http://www.pressetext.at/pte.mc?pte=081110024), zweifeln Branchenbeobachter am durchschlagenden Erfolg des werbefinanzierten Streaming-Konzepts. Viele Filmstudios sind nicht überzeugt davon, dass sie auf Plattformen wie Hulu und YouTube ähnlich viel Geld verdienen können wie über klassische DVD-Verkäufe oder Bezahldienste. Wie im Fall von MGM werden oft nur ausgewählte, vor allem ältere Titel, die nur noch zweite Wahl sind, auf den Videoportalen angeboten. Der Medienforscher Tom Adam, Inhaber von Adams Media Research http://www.adamsmediaresearch.com , glaubt daher nicht daran, dass sich die kostenlosen Online-Angebote gegen kostenpflichtige Vertriebskanäle durchsetzen werden, berichtet Cnet.

"Die Rechteinhaber haben ihre gesamten Inhalte bei iTunes deponiert und signalisieren auch volle Unterstützung für den Service - abseits ihrer Bedenken gegenüber Apples Marktdominanz", so Adams. Für werbefinanzierte Dienste würden sie nicht denselben Content zur Verfügung stellen. Die zentrale Frage sei, wie viel Werbung geschaltet und wie viel Geld damit verdient werden kann. Das stehe dann im direkten Vergleich zu den Einnahmen aus dem Verleih- und Verkaufssegment. Aus derzeitiger Sicht haben es die Filmstudios damit schlichtweg nicht nötig, werbefinanzierte Angebote voll zu unterstützen. Die Rechteinhaber zeigen sich vor allem skeptisch darüber, dass die Nutzer Werbung im Netz in gleichem Ausmaß akzeptieren würden wie im traditionellen Fernsehen.

YouTube widerspricht dem natürlich und zeigt sich überzeugt davon, dass die Rechteinhaber auch künftig gerne von der Zusammenarbeit mit der Plattform profitieren werden. Ähnlich positiv bewertet das deutsche Videoportal MyVideo die Situation. "Wir haben bisher gute Erfahrungen mit Content-Kooperationen gemacht. Im Bereich Musik konnten wir durch Kooperationen mit Universal Music und Sony BMG und vielen spezialisierten Labels einen Katalog von über 9.000
offiziellen Musikclips aufbauen", sagt Dominic Hesse, Leiter Marketing und Kommunikation bei Magic Internet, der Media-Agentur von MyVideo, gegenüber pressetext. Auch im TV-Entertainment-Bereich habe man viele Partner an Bord, die ihre Inhalte auf MyVideo zur Verfügung stellen. "Darüber hinaus genießt die Online-Werbung gerade bei den jungen Usern eine hohe Akzeptanz", ergänzt Hesse.

Wenngleich einige Vertreter der Filmstudios durchaus Begeisterung für das werbefinanzierte Vermarktungsmodell im Netz zeigen, sind Unterschiede in der Herangehensweise an YouTube und an iTunes nicht von der Hand zu weisen. So verkauft zum Beispiel Lionsgate seit Februar 2007 Spielfilme in voller Länge über den Apple-Dienst. Mit YouTube hat sich das kanadische Filmstudio im vergangenen Sommer aber nur auf das Anbieten von kurzen Filmausschnitten geeinigt.

Adams schwächt seine düstere Prognose für die Zukunft der werbebasierten Plattformen zwar etwas ab, indem er einräumt, sie stünden erst am Beginn ihrer Entwicklung. Dennoch glaubt er, sie werden immer weniger wichtig für die Filmindustrie bleiben als Bezahldienste und DVDs. Das liege schlichtweg daran, dass die Öffentlichkeit zum größten Teil Werbeunterbrechungen in Filmen immer abgelehnt hat. "Fakt ist, dass die Konsumenten werbefreie Angebote lieben und diese können sie auch in vielfältiger Weise bekommen", sagt Adams. Werbefinanzierte Filme seien eine nette Einnahmequelle, allerdings auch eine schwindende.

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