pte20081113028 Medien/Kommunikation, Politik/Recht

Writers in Prison: Weltweit werden 1.000 Autoren verfolgt

Schriftsteller fordern "Freiheit für das verfolgte Wort"


Der Schriftsteller Jack Mapanje lebt derzeit im Exil in Großbritannien (Foto: Kohlmarkt Komitee)
Der Schriftsteller Jack Mapanje lebt derzeit im Exil in Großbritannien (Foto: Kohlmarkt Komitee)

Wien (pte028/13.11.2008/13:57) An die eintausend Schriftsteller und Journalisten weltweit sehen sich zur Zeit mit Verleumdungen und Anklagen, Verfolgungen, Bedrohungen und Inhaftierungen konfrontiert. So die ernüchternde Bilanz des Österreichischen PEN-Clubs http://www.penclub.at anlässlich des am 15. November weltweit stattfindenden Writers in Prison Day. "Mit diesem Tag wollen wir einmal im Jahr ein öffentliches Zeichen setzen und an alle jene denken, die für ihr Engagement, Ungerechtigkeiten aufzuzeigen und auf den Missbrauch von politischer Macht hinzuweisen, ihr Leben verloren haben", erklärt Helmuth Niederle vom Writers in Prison Committee (WIP) Österreich, im pressetext-Interview. Laut Angaben des internationalen PEN-Clubs sind allein im Laufe des Jahres 2007 insgesamt 73 Autoren getötet worden bzw. verschwunden. Weitere 491 wurden inhaftiert, angeklagt oder mussten untertauchen. Rund 339 Schriftsteller bekamen zudem Todesdrohungen bzw. wurden überfallen, misshandelt oder entführt.

"Wir, die in Sicherheit leben, haben die Verpflichtung durch lautes und beharrliches Parteiergreifen auf jene Kollegen hinzuweisen, die in ihren Heimatländern nicht das schreiben dürfen, was sie für richtig und angebracht halten", stellt Niederle fest. Das WIP-Komitee der internationalen Schriftstellervereinigung PEN sei bereits 1960 gegründet worden als Folge zunehmender Besorgnis über die Versuche, kritische, den Machthabern nicht genehme Stimmen rund um den Erdball durch Verfolgung und Inhaftierung zum Schweigen zu bringen. "Die Beharrlichkeit des Komitees beim Aufzeigen von Missständen hat sich in all den Jahren bewährt. Gefährdeten Autoren konnte geholfen werden, manche Gerichtsverfahren wurden eingestellt, einige Betroffene durften wenigstens ihr Land lebend verlassen, um im Exil weiter arbeiten zu können", schildert Niederle. Bisweilen sei der Protest aber auch vergebens gewesen.

Einen interessanten Einblick in die Zensur- und Unterdrückungspraxis, mit der Autoren in vielen Ländern dieser Welt zu kämpfen haben, liefert die ergreifende Lebensgeschichte von Jack Mapanje, der heute als eine der wichtigsten literarischen Stimmen Afrikas gilt. Der im südostafrikanischen Staat Malawi geborene Schriftsteller saß mehrere Jahre ohne Anklage oder Gerichtsverfahren im berüchtigten Mikuyu-Gefängnis ein. "Insgesamt verbrachte ich drei Jahre, sieben Monate und zwölf Tage in Haft. Die Behörden gaben bei meiner Inhaftierung im Jahre 1987 keinerlei Begründung an", erinnert sich Mapanje im Gespräch mit pressetext. "Möglicherweise wollte man durch meine Festnahme die Veröffentlichung eines Gedichtbandes verhindern, von dem die Behörden vermuteten, dass er Kritik an der Regierung enthalten würde", vermutet Mapanje rückblickend.

Dabei sei es ihm gar nie darum gegangen, die Regierung in seinem Land öffentlich anzugreifen. "Ich habe eigentlich nicht geschrieben, um gegen die korrupte Politik mobil zu machen. Mir ging es hauptsächlich darum, mir etwas von der Seele zu schreiben", betont Mapanje. In einem Land, in dem Regierungskritik lange nicht geduldet worden sei, habe er seine Botschaften stets "zwischen den Zeilen" verstecken müssen. "Mittlerweile hat sich die Situation diesbezüglich aber auch in Malawi gebessert. Verantwortlich hierfür ist vor allem die neue politische Führung, die die Demokratisierung vorantreibt", merkt der Schriftsteller an. Auch eine eigene nationale Vertretung des PEN-Clubs sei inzwischen im Land ansässig. "Ich kann nur hoffen, dass sich diese Entwicklung auch in Zukunft fortsetzen wird", meint Mapanje.

Wer sich genauer über den Autor aus Malawi und seine bewegende Lebensgeschichte informieren will, kann dies heute, Donnerstag, ab 19:30 im Rahmen einer Gedenkveranstaltung zum Writers in Prison Day in der Wiener Michaelerkirche tun. Dort wird Mapanje aus seinem Leben erzählen und seinen neuen Gedichtband "Und Gott ward zum Chamäleon" der Öffentlichkeit präsentieren. Finanzielle Unterstützung erhält das WIP in Österreich vom Kohlmarkt Komitee. "Dank der tatkräftigen Unterstützung des Kohlmarkt Komitees konnten wir die Gedichtsammlung von Jack Mapanje veröffentlichen. Dies ist ein weiterer wichtiger Schritt unseres Engagements für Autoren, die in ihrer Heimat nicht die Chancen vorfinden, die sie zum Überleben bräuchten", so Niederle abschließend.

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